Studie: Eigenverbrauch von Solarstrom steigt in Deutschland stark an

Mehrfamilienhaus mit Solaranlage von oben05.12.2025: In den vergangenen Jahren hat sich in Deutschland eine deutliche Verschiebung im Umgang mit solar erzeugtem Strom vollzogen. Während Photovoltaikanlagen früher in erster Linie als Einnahmequelle über die Einspeisevergütung genutzt wurden, ist inzwischen der direkte Verbrauch des selbst produzierten Stroms zum wirtschaftlichen Schlüsselthema geworden. Ein entscheidender Faktor dafür ist der Wandel der Strompreisrelationen: Die Vergütung für eingespeisten Solarstrom ist heute geringer als der Preis für Strom aus dem Netz – dadurch wird es für Haushalte und Gewerbe immer attraktiver, möglichst viel der eigenen Solarenergie direkt vor Ort zu nutzen.

Parallel dazu sorgt die zunehmende Verbreitung von Wärmepumpen, Elektroautos und Batteriespeichern dafür, dass sich sowohl technische als auch wirtschaftliche Spielräume für einen höheren Eigenverbrauch deutlich vergrößern.

Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE haben nun erstmals eine detaillierte Methode entwickelt, um das Ausmaß des Eigenverbrauchs im deutschen Photovoltaikbestand präzise zu quantifizieren. Grundlage ihrer Berechnungen bilden das Marktstammdatenregister sowie die Einspeisedaten der Übertragungsnetzbetreiber. Durch die systematische Kategorisierung von Anlagen nach Leistungsklasse, Inbetriebnahmejahr und Anlagentyp konnten sie realistische Zuordnungen für insgesamt 44 Verbrauchsgruppen ableiten. Diese Vorgehensweise schließt endlich eine lange bestehende Datenlücke, denn selbst verbrauchte Energie erscheint nicht in den Einspeisestatistiken.

Eigenverbrauch von Solarstrom steigt deutlich an

Die Analyse des Fraunhofer ISE zeigt einen eindrucksvollen Trend: Während im Jahr 2012 lediglich rund 0,25 Terawattstunden selbst verbraucht wurden und der Wert bis 2020 auf 3,55 TWh anwuchs, kam es in den folgenden Jahren zu einem massiven Anstieg. Bereits 2022 erreichte der Eigenverbrauch 5,57 TWh, im Jahr 2023 dann 8,20 TWh. Für das Jahr 2024 schließlich weist die neue Methode einen Eigenverbrauch von 12,28 TWh aus. Bezogen auf die Nettostromerzeugung durch Photovoltaik ergibt sich damit ein Anteil von rund 17 % – eine deutliche Steigerung gegenüber 2023, als der Eigenverbrauchsanteil noch bei 13 % lag. Dieser Sprung macht deutlich, wie stark sich das Nutzungsverhalten innerhalb kurzer Zeit verändert hat.

Die Wissenschaftler gehen fest davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Steigende Strompreise, der deutliche Zubau an Batteriespeichern sowie der zunehmende Einsatz strombasierter Technologien im Heiz- und Mobilitätssektor verstärken das Interesse der Haushalte, möglichst viel Solarstrom selbst zu nutzen. Gerade in Kombination mit Elektrofahrzeugen oder Wärmepumpen ergibt sich ein besonders hoher Nutzen, da große elektrische Verbraucher ideal mit den Produktionsspitzen der PV-Anlage zusammengeführt werden können. Gleichzeitig entlastet ein hoher Eigenverbrauch das öffentliche Stromnetz: Energie wird dort genutzt, wo sie entsteht, ohne Leitungen oder Umspannwerke zu beanspruchen.

Batteriespeicher als zentraler Treiber des Eigenverbrauchs

Ein wesentlicher Grund für die starke Zunahme des Eigenverbrauchs ist der rasante Ausbau von Batteriespeichern im Gebäudebereich. Viele Solaranlagen zwischen 7 und 20 kWp werden inzwischen standardmäßig mit Speichersystemen ausgestattet. Diese ermöglichen es, den tagsüber erzeugten Überschussstrom für die Abend- oder Nachtstunden nutzbar zu machen. Ohne ein solches Speichersystem würde ein Großteil der Solarproduktion weiterhin ins Netz fließen, während die Nutzer abends wieder Strom einkaufen müssten. Durch Speichersysteme lassen sich hingegen Eigenverbrauchsquoten von 60 % und mehr erreichen.

Neben der finanziellen Entlastung bringen Batteriespeicher weitere Vorteile mit sich: Sie verbessern die Netzstabilität, erhöhen die Versorgungssicherheit im Haushalt und können bei steigenden Strompreisen vor Preisschwankungen schützen. Gleichzeitig leisten sie einen Beitrag zur Energiewende, indem sie erneuerbare Energie zeitlich flexibler nutzbar machen und konventionelle Kraftwerke in Spitzenzeiten ersetzen. Besonders im Zusammenhang mit der Sektorkopplung – also der Verzahnung von Strom, Wärme und Mobilität – gewinnen Batteriespeicher weiter an Bedeutung.

Insgesamt zeigt die aktuelle Analyse eindrucksvoll, wie grundlegend sich der Betrieb von Photovoltaikanlagen in Deutschland verändert hat. Eigenverbrauch steht heute klar im Mittelpunkt, und mit der Weiterentwicklung von Speichertechnologien, der Verbreitung von Wärmepumpen und dem wachsenden Markt für Elektromobilität wird dieser Trend noch lange nicht an sein Ende kommen.

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