Stromgestehungskosten: Was die Erzeugung von Strom wirklich kostet
14.08.2025: Wenn es darum geht, die Wirtschaftlichkeit verschiedener Energiequellen zu vergleichen, spielen sogenannte Stromgestehungskosten eine zentrale Rolle. Dieser Begriff beschreibt die durchschnittlichen Kosten, die bei der Erzeugung einer Kilowattstunde Strom über die gesamte Lebensdauer einer Anlage anfallen – von der Planung über Bau, Betrieb und Wartung bis hin zum Rückbau. Damit dienen sie als objektives Kriterium zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Technologien und helfen bei energiepolitischen Entscheidungen.
Berechnet werden die Stromgestehungskosten auf Basis aller anfallenden Ausgaben über die Laufzeit einer Anlage. Dazu zählen neben den Investitions- und Betriebskosten auch Finanzierung, Brennstoffverbrauch (bei konventionellen Anlagen) sowie Rückbaukosten. Obwohl diese Kennzahl eine wichtige Grundlage für Investitionsentscheidungen ist, darf sie nicht mit dem Strompreis verwechselt werden, den Endverbraucher zahlen. Dieser enthält zusätzlich Netzentgelte, Steuern und weitere Abgaben.
Erneuerbare vorn – die günstigsten Stromerzeuger
Der Energieträgermix entscheidet maßgeblich darüber, wie hoch die Stromgestehungskosten ausfallen. Laut einer aktuellen Analyse des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE zählen Photovoltaik- und Windkraftanlagen aktuell zu den günstigsten Methoden der Stromproduktion. So liegen die Kosten für PV-Anlagen – je nach Anlagengröße, Technik und Standort – derzeit zwischen etwa 4,1 und 14,4 Cent pro Kilowattstunde. Onshore-Windkraft bewegt sich in einem ähnlichen Bereich von 4,3 bis 9,2 Cent. Offshore-Anlagen hingegen sind aufgrund höherer Installationskosten teurer, mit Kosten von 5,5 bis 10,3 Cent/kWh.
Interessant ist auch der regionale Unterschied innerhalb Deutschlands: Während Solaranlagen im Süden wegen stärkerer Sonneneinstrahlung geringere Kosten aufweisen, liegen die Werte im Norden etwas höher. Ergänzende Batteriespeicher verändern diese Kostenstrukturen nochmals.
Demgegenüber schneiden konventionelle Energieträger deutlich schlechter ab. Strom aus Braunkohle liegt mit 15,1 bis 25,7 ct/kWh weit über den erneuerbaren Optionen. Noch teurer ist Strom aus Kernkraft, dessen Gestehungskosten bis zu 49 ct/kWh erreichen können – und damit die teuerste Form der Stromerzeugung darstellen.
Entwicklung der Stromgestehungskosten laut Studie
Prognosen zeigen, dass sich die Stromgestehungskosten für erneuerbare Energien weiter verringern werden. Technologische Verbesserungen, etwa durch effizientere Windturbinen oder leistungsstärkere Solarmodule, tragen ebenso dazu bei wie Skaleneffekte und sinkende Produktionskosten. Laut Fraunhofer ISE könnten die Kosten für neue PV-Freiflächenanlagen bis 2045 auf 3,1 bis 5,0 Cent pro Kilowattstunde sinken – kleine Dachanlagen werden dann zwischen 4,9 und 10,4 Cent liegen.
Dagegen steigen die Kosten für fossile Kraftwerke stark an. Für Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke wird – vor allem wegen höherer CO₂-Zertifikatspreise durch den EU-Emissionshandel ab 2027 und sinkender Volllaststunden – ein Kostenanstieg von heute 10,9 bis 18,0 Cent auf bis zu 40,5 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2045 erwartet. Kohlekraftwerke überschreiten bereits jetzt die Marke von 15 Cent und gelten zunehmend als unwirtschaftlich. Wie die steigenden Kosten der fossilen Energieträger für den Endverbraucher abgefedert werden sollen, lässt die Politik offen.
Erneuerbare sind ökologische und ökonomische Zukunft
Zusätzlich gewinnt die Frage, wie erneuerbare Energien effizient ins Stromsystem integriert werden können, zunehmend an Bedeutung. Denn auch wenn Solar- und Windstrom mittlerweile günstig zu erzeugen sind, müssen flexible Lösungen entwickelt werden, um deren wetterabhängige Einspeisung auszugleichen. Hierfür braucht es neben Innovationen auch neue Geschäftsmodelle, an denen unter anderem das Fraunhofer ISE aktiv arbeitet.
Die Entwicklung der Stromgestehungskosten macht deutlich, dass erneuerbare Energien längst nicht mehr nur eine ökologische Notwendigkeit sind, sondern auch wirtschaftlich die überzeugendste Lösung darstellen. Sie bieten stabile, langfristig sinkende Erzeugungskosten und sind weniger anfällig für Preisrisiken wie CO₂-Abgaben oder volatile Brennstoffpreise. Während fossile und atomare Technologien zunehmend an Wirtschaftlichkeit verlieren, setzen Solar- und Windkraft neue Standards für eine nachhaltige Energiezukunft. Wer heute in erneuerbare Energien investiert, schafft damit nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern sichert auch die wirtschaftliche Grundlage für eine zukunftsfähige Stromversorgung.