Streit um Einspeisevergütung: Droht der Energiewende ein Rückschlag?
18.08.2025: Die Solarbranche schlägt Alarm: Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) will die Einspeisevergütung für kleine Photovoltaikanlagen streichen. Was die Ministerin als überflüssige Subvention darstellt, sorgt in der Industrie für Angst vor Auftragsflauten, Jobverlusten und einem Stillstand bei der Energiewende. Für viele private Hausbesitzer steht plötzlich in Frage, ob sich die Investition in eine Solaranlage überhaupt noch lohnt.
Schon die Debatte über Kürzungen hat Folgen. Branchenexperten vergleichen die Situation mit der Heizungsdiskussion im Jahr 2023: Verunsicherte Verbraucher hielten ihre Investitionen zurück, Betriebe gerieten in Schieflage. Nun droht der Solarwirtschaft ein ähnliches Szenario.
Solarfirmen gehen gegen Reiche auf die Barrikaden
Die Ankündigung Reiches ruft bereits Widerstand hervor. Zahlreiche Unternehmen und Handwerksbetriebe wollen die Pläne nicht einfach hinnehmen und mobilisieren gegen die Ministerin. Mit Briefaktionen und Appellen an Bundestagsabgeordnete soll deutlich gemacht werden, dass Jobs, regionale Wertschöpfung und Klimaziele auf dem Spiel stehen.
Um der Branche eine Stimme zu geben, wurden Musterschreiben entwickelt, die Betroffene an Reiche und Abgeordnete verschicken können. Darin wird vor allem kritisiert, dass in Zeiten hoher Energiepreise ein Rückbau von Förderungen kontraproduktiv sei. Statt den Ausbau zu beschleunigen, bremse die Politik die Energiewende aus.
Steigende Kosten, sinkende Aufträge als Folge
Ein Ende der Einspeisevergütung hätte direkte finanzielle Folgen. Denn gleichzeitig würde auch die Mehrwertsteuerbefreiung für Photovoltaikanlagen fallen. Dadurch würden Anschaffungen auf einen Schlag fast 20 Prozent teurer. Für viele Eigenheimbesitzer würde sich die Rechnung dann erst deutlich später lohnen – oder gar nicht mehr.
Betriebe warnen, dass dadurch nicht nur weniger Solaranlagen installiert würden, sondern auch Arbeitsplätze verschwinden könnten. „Weniger Aufträge bedeuten weniger Jobs – irgendwann bleibt nur noch der Weg zum Arbeitsamt“, heißt es in einem der Protestschreiben.
Photovoltaik zwischen Herausforderungen und Chancen
Nach einem beeindruckenden Wachstumsschub zwischen 2019 und 2023 befindet sich die Branche derzeit in einer Phase der Konsolidierung. Zwar sind die Auftragseingänge zuletzt zurückgegangen, doch die Nachfrage nach sauberem Strom bleibt langfristig hoch. Für viele Experten ist dies weniger ein Einbruch, sondern eher eine notwendige Marktanpassung nach Jahren außergewöhnlicher Dynamik.
Deutsche Anbieter stehen dabei vor starkem internationalen Wettbewerb, insbesondere durch günstige Module aus Asien. Gleichzeitig haben Montage, Service und Vertrieb hierzulande weiterhin eine solide Basis. Branchenvertreter betonen, dass Deutschland mit klaren politischen Rahmenbedingungen und Investitionen in Speichertechnologien seine Position nicht nur halten, sondern sogar ausbauen könne.
15 Prozent des Stromverbrauchs aus Solar gespeist
Dabei ist der Beitrag der Photovoltaik für die Energieversorgung enorm: Über 100 Gigawatt Leistung sind hierzulande installiert, das entspricht etwa 15 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Die Bundesregierung hat sich für 2030 ein Ziel von 215 Gigawatt gesetzt – fast eine Verdopplung.
Doch dieses Ziel gilt als gefährdet. Experten betonen, dass dafür nicht nur mehr Solarmodule benötigt werden, sondern auch ein schneller Ausbau von Speichern und Netzinfrastruktur. Politische Unsicherheit über die Vergütungssysteme könnte den dringend nötigen Ausbau ins Stocken bringen.
Reiche hält dagegen: Neue kleine PV-Anlagen seien inzwischen günstig genug, um sich auch ohne staatliche Zuschüsse zu rentieren. Förderungen seien daher nicht mehr zeitgemäß. Außerdem müssten Anlagen intelligenter ins Netz integriert werden, etwa durch Speicherlösungen und Direktvermarktung des Stroms.
Für bestehende Solaranlagen gilt jedoch weiterhin Bestandsschutz. Wer bereits eine Photovoltaikanlage betreibt, kann über 20 Jahre mit der zugesagten Vergütung planen. Wer noch keine Photovoltaikanlage betreibt, aber von der Einspeisevergütung profitieren will, sollte sich zügig entscheiden. Mit unserem kostenlosen Angebotsvergleich lässt sich das Preis-Leistungsverhältnis regionaler Fachfirmen am einfachsten bewerten, um die richtige Entscheidung zu treffen.
Kritiker warnen vor Rückschritt – Entscheidung im Sommer
Von den Grünen bis zu Branchenverbänden kommt scharfe Kritik. Sie fürchten, dass die Energiewende in Bürgerhand massiv ausgebremst wird. Der ehemalige Grünen-Abgeordnete Hans-Josef Fell spricht gar von einem „Schlag gegen die Bürgerenergiewende“ und fordert weiterhin stabile Rahmenbedingungen für Dachbesitzer.
Viele Betriebe teilen diese Sorge. Denn ohne die Sicherheit der Einspeisevergütung würde für zahlreiche Hausbesitzer die Wirtschaftlichkeit wegbrechen. Die Folge könnten weniger Neubauten, eine verzögerte Energiewende und Arbeitsplatzverluste sein.
Bis Ende des Sommers will die Ministerin ihre Pläne konkretisieren. Ob die Bundesregierung tatsächlich an den Förderschrauben dreht oder ob die Kritik aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die Auseinandersetzung um die Solarförderung könnte zu einem Wendepunkt für die Energiewende in Deutschland werden.
Bild: KI-generiert