Steckersolargeräte: 1 Million Balkonkraftwerke in Deutschland
20.06.2025: Die Energiewende auf Balkonhöhe schreitet mit großen Schritten voran: Laut aktuellen Schätzungen des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) ist in Deutschland die Marke von einer Million in Betrieb befindlicher Steckersolargeräte – besser bekannt als Balkonkraftwerke – erreicht. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) bestätigt einen anhaltenden Boom, auch wenn viele Anlagen mit zeitlicher Verzögerung registriert werden. Zwischen Januar und Ende April 2025 wurden rund 135.000 neue Geräte installiert – ein Zuwachs von 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch deutlicher fiel der Leistungsanstieg der neu installierten Module aus: Sie legten um etwa 75 Prozent zu.
Balkonkraftwerke ermöglichen es Mieterinnen und Mietern sowie Eigentümerinnen und Eigentümern in Mehrfamilienhäusern, ihren eigenen Solarstrom zu produzieren. Diese Mini-Solaranlagen bieten eine unkomplizierte und kosteneffiziente Einstiegsmöglichkeit in die Eigenversorgung mit Ökostrom. Die Bundesregierung hat den Zugang zur Nutzung zuletzt deutlich vereinfacht, etwa durch den Wegfall aufwendiger Genehmigungen durch Vermieter oder Eigentümerversammlungen.
Solarenergie auf dem Vormarsch – auch bei Speichern und Großanlagen
Nicht nur Balkonkraftwerke erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Auch im Bereich der klassischen Photovoltaik verzeichnet Deutschland neue Rekorde. Derzeit sind knapp fünf Millionen Solarstromanlagen im Marktstammdatenregister eingetragen. Schon bald dürfte die nächste runde Marke erreicht sein. Insgesamt deckt Solarstrom mittlerweile rund 15 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland – Tendenz steigend. In den kommenden zehn Jahren soll dieser Anteil laut BSW auf etwa 30 Prozent anwachsen.
Parallel dazu erleben auch Stromspeicher eine rasante Verbreitung: Zwei Millionen Batteriespeicher befinden sich derzeit im Betrieb. Ihre kumulierte Speicherkapazität übersteigt inzwischen 20 Gigawattstunden. Immer mehr Großspeicher kommen hinzu, um die schwankende Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie auszugleichen und die Netzstabilität zu sichern. Der BSW fordert daher, bürokratische Hürden für Speicherlösungen zügig abzubauen, um dem Markt weiter Schwung zu verleihen.
Großes Potenzial für den Balkon – und die Stadt
Der Erfolg der Balkonkraftwerke liegt nicht nur im günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis. Für viele Menschen in urbanen Gegenden, wo große Dachflächen Mangelware sind, bieten sie eine echte Chance, Teil der Energiewende zu werden. Bereits jetzt plant laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage etwa jeder zwölfte Haushalt die Anschaffung eines solchen Geräts im laufenden Jahr. Weitere neun Prozent ziehen die Installation in Erwägung.
„Der Solarboom macht längst nicht mehr vor Stadtgrenzen halt“, betont Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW. „Balkonkraftwerke werden das Bild unserer Städte künftig prägen und tragen zur Demokratisierung der Energieversorgung bei.“
Auch das sogenannte Mieterstrommodell eröffnet neue Perspektiven für städtische Räume: Dabei wird Solarstrom von einer zentralen Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses direkt an die dort wohnenden Mieter geliefert – ohne Umweg über das öffentliche Netz. Dieses Modell ergänzt die individuelle Nutzung von Balkonkraftwerken ideal und ermöglicht es auch Bewohnern ohne geeigneten Balkon, von preiswertem Solarstrom direkt vor Ort zu profitieren. Politik und Verbände fordern daher, Mieterstromprojekte stärker zu fördern und bürokratische Hürden konsequent abzubauen.
Wichtig zu wissen: Balkonkraftwerke unterliegen bestimmten technischen Begrenzungen, um die Sicherheit der heimischen Stromnetze zu gewährleisten. Die maximale Modulleistung liegt bei 2.000 Watt, die Wechselstromleistung bei 800 Watt. Eine Anmeldung im Marktstammdatenregister ist innerhalb eines Monats Pflicht – jedoch entfällt derzeit noch die Anmeldung beim Netzbetreiber, sofern kein Batteriespeicher integriert ist. Systeme mit Speicher gelten nicht mehr als Steckersolargeräte und erfordern eine fachmännische Installation.
Bild: KI-generiert