Spionage: US-Ermittler entdecken verdächtige Funkmodule in Solartechnik aus China
15.05.2025: In den USA wächst die Aufmerksamkeit von Behörden und Experten: In Wechselrichtern chinesischer Solaranlagen sollen verdächtige Funkmodule entdeckt worden sein, die nicht in den offiziellen Produktspezifikationen aufgeführt sind. Solche nicht dokumentierten Kommunikationskomponenten könnten, so die Sorge, genutzt werden, um sich unerlaubten Zugriff auf Stromnetze zu verschaffen – ein potenzielles Risiko für die Energiesicherheit.
Wechselrichter sind essenziell für die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Netz. Sie werden nicht nur in Solarpanels, sondern auch in Windturbinen, Batteriespeichern, Wärmepumpen und Ladestationen für Elektrofahrzeuge verbaut. Ein möglicher Angriffspunkt ist ihre Software: Sie enthält in der Regel Schnittstellen, die Fernzugriffe für Updates oder Wartung ermöglichen. Zwar sind solche Funktionen meist dokumentiert und durch Firewalls geschützt, doch die neu entdeckten Module könnten diese Schutzmechanismen unterlaufen.
Versteckte Kommunikationswege – Einfallstor für Angriffe?
Nach Angaben von Insidern, die der Nachrichtenagentur Reuters Informationen geliefert haben, wurden in mehreren in China produzierten Wechselrichtern Kommunikationsgeräte entdeckt, die weder bekannt noch offiziell zugelassen sind. Auch in Batterien verschiedener chinesischer Hersteller sollen derartige Komponenten gefunden worden sein – darunter sogar Mobilfunkgeräte. Diese zusätzlichen Module könnten es ermöglichen, Firewalls zu umgehen und Anlagen aus der Ferne zu manipulieren, etwa durch Abschaltung oder Änderung der Konfiguration. Das würde eine ernsthafte Bedrohung für die Stabilität des Stromnetzes darstellen.
Das Ausmaß des Problems ist bisher unklar, denn weder die Zahl der betroffenen Geräte noch deren Verbreitung wurde offiziell genannt. Der Verdacht wiegt jedoch schwer, da chinesische Hersteller – insbesondere Huawei, Sungrow und Ginlong Solis – weltweit eine dominierende Stellung im Markt für Wechselrichter einnehmen. Allein Huawei hatte 2022 einen globalen Marktanteil von 29 Prozent.
Politische und wirtschaftliche Dimensionen der Bedrohung
Auch europäische Experten sehen den Fund mit großer Sorge. Der European Solar Manufacturing Council (ESMC) forderte die EU-Kommission auf, gezielte Maßnahmen zur Prüfung von Wechselrichtern auf versteckte Kommunikationskanäle und zur Erhöhung der Gerätesicherheit zu entwickeln und umzusetzen. Denn in Europa wächst die Bedeutung chinesischer Technik für die Energiewende. Philipp Schroeder, Geschäftsführer des deutschen Solarentwicklers 1Komma5, warnt: „Wenn man vor zehn Jahren chinesische Wechselrichter vom Netz genommen hätte, wären die Folgen gering gewesen. Heute hätte das massive Auswirkungen.“
Parallel dazu hat Solarpower Europe gemeinsam mit dem Cybersecurity-Dienstleister DNV einen Bericht veröffentlicht, der auf die Schwachstellen intelligenter Wechselrichter hinweist. Darin heißt es, dass gezielte Angriffe auf nur 3 Gigawatt Erzeugungskapazität bereits ernsthafte Folgen für das europäische Stromnetz haben könnten. Zwar gibt es mit dem Cyber Resilience Act, der NIS2-Richtlinie und dem Netzkodex für Cybersicherheit bereits gesetzliche Maßnahmen – doch sie reichen laut Bericht nicht aus, um alle Risiken zu bannen.
Ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington kritisierte die Vorwürfe scharf. Die Verallgemeinerung des Sicherheitsbegriffs diene allein dazu, chinesische Infrastrukturangebote zu diskreditieren, hieß es. Ob und wie die USA und Europa nun reagieren, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Cybersicherheit der Energieinfrastruktur wird zunehmend zum geopolitischen Zankapfel.
Bereits zu Beginn des Jahres wurde auf die Gefahr der Cyberkriminalität und damit verbundenen möglichen Angriffen auf sensible Infrastruktur hingewiesen. Wir berichteten.