Speicherboom ignoriert: Solarbranche fordert Korrektur des BNetzA-Berichts

Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern05.09.2025: Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) hat den jüngst von der Bundesnetzagentur (BNetzA) veröffentlichten Versorgungssicherheitsbericht scharf kritisiert. Zwar begrüßt der Verband, dass die Bedeutung von Solar- und Windkraft für Klimaschutz und Versorgungssicherheit klar hervorgehoben wird. Allerdings sieht er erhebliche Defizite bei der Bewertung von Batteriespeichern.

Diese seien für eine stabile Energieversorgung unverzichtbar, würden im Bericht jedoch kaum berücksichtigt. Damit drohe die Gefahr, dass falsche energiepolitische Entscheidungen getroffen und fossile Gaskraftwerke unnötig gebaut werden.

Die Bundesnetzagentur prognostiziert bis 2035 einen zusätzlichen Bedarf von 22,4 Gigawatt an regelbarer Kraftwerksleistung. Dabei wird zwar betont, dass Speicher an Bedeutung gewinnen und sich bereits heute wirtschaftlich am Markt behaupten können. Nach Ansicht der Solarwirtschaft wurden die Potenziale von Batteriegroßspeichern aber nicht realistisch in die Berechnungen einbezogen. Selbst die Autoren des Berichts räumten in der Zusammenfassung ein, dass Batteriespeicher nur eingeschränkt berücksichtigt wurden.

Dynamik der Speicherbranche bleibt unberücksichtigt

Besonders problematisch sei, dass die Netzagentur offenbar von einem Rückgang bei stationären Batteriespeichern ausgehe – ein Szenario, das nach Ansicht des BSW-Solar jeglicher Realität widerspricht. In der Praxis melden Netzbetreiber bereits zahlreiche Zusagen für Speicherprojekte im mehrstelligen Gigawatt-Bereich, während bundesweit Anfragen für dreistellige Kapazitäten vorliegen. Das Marktinteresse ist also groß, die technische Entwicklung schreitet rasant voran. Vor diesem Hintergrund erscheine es unverständlich, dass der Bericht mit veralteten Annahmen arbeitet und zentrale Entwicklungen der Energiewende ausblendet.

Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar, spricht in diesem Zusammenhang von einer „systematischen Unterschlagung“ der Speicher. Ein solcher Bericht könne keine solide Grundlage für politische Weichenstellungen wie den Neubau von Kraftwerken oder die Gestaltung von Kapazitätsmärkten bieten. Wer die Dynamik der Speicherbranche ignoriere, riskiere kostenintensive Fehlentscheidungen zulasten von Steuerzahlern und Klimazielen.

Forderung nach Überarbeitung und klaren Leitlinien

Der Verband fordert daher eine schnelle Überarbeitung des Versorgungssicherheitsberichts. Grundlage müsse eine transparente Methodik sein, die Speichertechnologien, Flexibilitätsoptionen und weitere innovative Ansätze gleichberechtigt einbezieht. Darüber hinaus verlangt die Solarwirtschaft einen verbindlichen Fahrplan, wie Batteriespeicher systematisch in die Versorgungssicherheitsanalysen integriert werden. Nur so könnten belastbare Aussagen zum tatsächlichen Bedarf an neuen Kraftwerkskapazitäten getroffen werden.

Parallel dazu appelliert der BSW-Solar an die Bundesregierung, bestehende Markthürden für den Ausbau von Speichern konsequent abzubauen. Entsprechende Maßnahmen seien bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben, ihre Umsetzung lasse aber auf sich warten. Ohne diese Schritte drohe die Energiewende ins Stocken zu geraten.

Bedeutung für Energiewende und Klimaziele

Auch wenn der Versorgungssicherheitsbericht die Rolle von Solar- und Windenergie klar hervorhebt, bleibe ein wesentlicher Teil des Puzzles außen vor. Der Erfolg der Energiewende hängt nicht nur vom Ausbau erneuerbarer Erzeugungskapazitäten ab, sondern ebenso von der Fähigkeit, Energie flexibel zu speichern und bedarfsgerecht ins Netz einzuspeisen. Großspeicher gelten in diesem Zusammenhang als Schlüsselfaktor, um wetterabhängige Erzeugung und Verbrauch miteinander in Einklang zu bringen.

Der nächste Bericht der Bundesnetzagentur zur Versorgungssicherheit ist turnusgemäß erst in zwei Jahren geplant. Für den BSW-Solar ist das zu spät: Schon heute sei klar, dass die Speicherbranche ein Vielfaches dessen leisten könne, was derzeit offiziell prognostiziert werde. Ein Zögern würde nicht nur die Versorgungssicherheit schwächen, sondern auch den Erfolg der Klimapolitik gefährden.

Mit einer eigenen Photovoltaikanlage mit Speicher macht man sich unabhängig von politischen Diskussionen um Energieversorgung und Kapazitätsausbau. Höhere Netzentgelte und Strompreise, über die zumeist der Ausbau finanziert wird, zahlen vor allem jene, die vom öffentlichen Energienetz abhängig sind.

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