Solarrekord: China schafft in sechs Monaten, wofür Deutschland 25 Jahre brauchte

Solarpark in China05.11.2025: Chinas Ausbau erneuerbarer Energien hat 2025 ein unfassbares Rekordtempo erreicht. Nach neuen Daten des Analysehauses Wood Mackenzie wurden allein im ersten Halbjahr 212 Gigawatt (GW) an neuer Solarkapazität installiert – doppelt so viel, wie Deutschland in einem Vierteljahrhundert insgesamt errichtet hat. Zusätzlich gingen 51 GW Windkraft neu ans Netz, was fast der gesamten in Deutschland vorhandenen Windleistung entspricht. Kein anderes Land der Welt hat jemals innerhalb so kurzer Zeit eine vergleichbare Menge an grüner Energie geschaffen.

Dieser Ausbau verdeutlicht nicht nur die industrielle Stärke des Landes, sondern auch die enorme Kostensenkung bei Photovoltaik und Windenergie. Vor allem Solarmodule sind in China inzwischen so günstig, dass sie an vielen Standorten die billigste Form der Stromerzeugung darstellen. Für das Land, dessen Energieverbrauch durch Digitalisierung, Urbanisierung und Industrieproduktion weiter rasant steigt, ist das ein strategischer Vorteil – insbesondere im globalen Wettbewerb mit den USA um Rechenzentren, künstliche Intelligenz und Zukunftstechnologien.

Rekordtempo mit Schattenseiten

So beeindruckend die Zahlen sind, sie haben auch eine Kehrseite. Chinas Stromnetz stößt zunehmend an seine Grenzen. In 21 Provinzen könnte der Anteil des ungenutzten Solarstroms – die sogenannte Abregelungsrate – künftig fünf Prozent überschreiten. Diese Verluste entstehen, wenn Netze überlastet sind oder zu wenig Nachfrage besteht. Experten befürchten, dass dadurch sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Effekte des Booms abgeschwächt werden.

Darüber hinaus verändern neue Marktregeln das Investitionsumfeld. Die Regierung hat feste Einspeisetarife abgeschafft und durch regionale Auktionen ersetzt, bei denen Projekte mit den niedrigsten Geboten den Zuschlag erhalten. Erste Ausschreibungen zeigen deutliche Preisrückgänge: In der Provinz Shandong lagen die Zuschläge etwa ein Drittel unter den bisherigen Durchschnittspreisen. Das führt zu stärkerem Kostendruck und könnte Projekte in entlegenen Regionen unattraktiver machen.

Peking setzt sich ehrgeizige Ziele im Solarausbau

Um einer Überhitzung entgegenzuwirken, setzt die chinesische Führung auf mehr Qualität und weniger Quantität. Präsident Xi Jinping hat das Ausbauziel für Wind- und Solaranlagen bis 2035 auf 3.600 Gigawatt angehoben – rund 42 Prozent der weltweit erwarteten Kapazität. Das Ziel ist ehrgeizig, soll aber durch einen geregelteren, langfristig tragfähigen Ausbau erreicht werden.

Die Regierung arbeitet außerdem mit führenden Modulherstellern an sogenannten Selbstdisziplinvereinbarungen, die exzessive Preissenkungen und Überproduktion vermeiden sollen. Große Hersteller sollen stattdessen mehr in Innovation, Effizienzsteigerung und Speichertechnologien investieren.

Vom Rekord zum Gleichgewicht

Analysten gehen davon aus, dass sich das extreme Wachstum des ersten Halbjahres 2025 nicht in diesem Tempo fortsetzen wird. Viele Investoren hätten ihre Projekte beschleunigt, um sie noch vor Inkrafttreten der neuen Regelungen ans Netz zu bringen. In Zukunft dürfte sich der Fokus stärker auf den Netzausbau, auf intelligente Stromverteilung und auf Energiespeicher richten.

Chinas Solarstrategie steht damit vor einem Wendepunkt: Nach Jahren rasanter Expansion soll die nächste Phase der Energiewende von Netzstabilität, Markttransparenz und nachhaltigem Wachstum geprägt sein. Wenn es gelingt, die Erzeugung effizient mit dem Verbrauch zu verknüpfen, könnte China nicht nur beim Ausbau, sondern auch bei der Stabilität seiner Energieversorgung zum weltweiten Maßstab werden.

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