Solarmarkt im Wandel: Zwischen Preissteigerung und Nachfragerückgang

Solarmodul auf Hausdach21.07.2025: Im ersten Halbjahr 2025 verzeichneten Photovoltaikanlagen einen spürbaren Preisanstieg. Besonders private Hausbesitzer, die sich eine Solaranlage aufs Dach setzen lassen wollten, mussten tiefer in die Tasche greifen. Eine Auswertung von Immoscout24 und Selfmade Energy ergab, dass eine durchschnittliche Anlage ohne Speicher für ein Einfamilienhaus im zweiten Quartal rund 11.764 Euro kostete – das waren 5,7 Prozent mehr als noch im ersten Quartal. Obwohl der Preis im Vergleich zum Vorjahr gesunken war, zeigte sich über die Monate hinweg eine klare Teuerung.

Diese Entwicklung verlief jedoch nicht einheitlich. So gab es deutliche regionale Preisunterschiede. Am günstigsten kamen Hausbesitzer in Nordrhein-Westfalen davon, während in Schleswig-Holstein die gleichen Anlagen bis zu 13,8 Prozent teurer waren. Einen weiteren Einfluss üben landesrechtliche Vorgaben aus: Seit dem 1. Juli gilt in Bremen etwa eine Pflicht zur Installation von Dachsolaranlagen bei Neubauten. Solche Maßnahmen, kombiniert mit Förderprogrammen auf Länder- oder kommunaler Ebene, haben in den letzten Jahren die Nachfrage befeuert.

Nachfrage schwächelt, Modulpreise sinken wieder

Während die Preise für komplette Dachanlagen zuletzt anzogen, zeigt sich am globalen Modulmarkt ein gegenteiliger Trend. Die Kosten für einzelne Solarpaneele gehen wieder zurück. Ursache dafür ist eine weltweit nachlassende Nachfrage, die inzwischen dazu geführt hat, dass einige Großhändler ihre Preise erneut senken mussten. Aktuell werden Standardmodule wieder zu Preisen gehandelt, wie sie Anfang des Jahres üblich waren – etwa 10,5 Cent pro Watt.

Auch technologisch anspruchsvollere Module mit höheren Wirkungsgraden sind von dieser Preiskorrektur betroffen. So sank der Preis für Module mit mindestens 22,5 Prozent Effizienz binnen eines Monats von 13,5 auf 12,5 Cent pro Watt. Komplett schwarze Module, die bei vielen Hausbesitzern wegen ihres Designs beliebt sind, kosten derzeit durchschnittlich 13,5 Cent – ebenfalls nur noch geringfügig mehr als im Januar.

Unsichere Aussichten für Hersteller und Märkte

Die sinkenden Preise stellen viele Modulhersteller vor große Herausforderungen. In China beispielsweise, wo ein großer Teil der globalen Modulproduktion stattfindet, laufen Fördermaßnahmen sukzessive aus. Gleichzeitig sinkt dort die Nachfrage, was zu einem Überangebot und weiterem Preisverfall führt. Selbst bifaziale Doppelglasmodule für Freiflächenanlagen werden wieder für unter zehn Cent pro Watt angeboten – fertig geliefert auf europäische Baustellen.

Martin Schachinger, Geschäftsführer von PV Xchange, sieht die Branche vor einer erneuten Konsolidierungswelle. Viele Produzenten, insbesondere kleinere oder solche mit schwacher Kapitaldecke, könnten die aktuelle Marktphase nicht überleben. Freiwillige Preisuntergrenzen und Produktionsquoten haben sich in der Vergangenheit als ineffektiv erwiesen. Eine anhaltende Überproduktion trifft nun auf rückläufige Investitionen – nicht nur in Europa, sondern auch in den USA.

Politischer Gegenwind und schleppende Strukturreformen

Die Rahmenbedingungen in Europa tragen zusätzlich zur Unsicherheit bei. Der politische Kurs der neuen deutschen Regierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, beide CDU, stößt in der Solarbranche auf Skepsis. Förderprogramme stagnieren, der Bürokratieabbau kommt kaum voran, und der dringend benötigte Netzausbau bleibt hinter den Erwartungen zurück. Auch auf EU-Ebene wächst der Einfluss konservativer Kräfte, was dem Klimaschutz spürbar den Wind aus den Segeln nimmt.

Trotzdem gibt es Hoffnungsschimmer: Die Zahl der Hausbesitzer mit eigener Photovoltaikanlage steigt kontinuierlich – aktuell liegt sie bei 34 Prozent. Hinzu kommen Förderungen für Photovoltaik, Dachsanierungen und Speicherlösungen, die über Programme der KfW oder das BAFA bezuschusst werden. Die Branche setzt daher auf Aufklärung und politischen Druck. Schachinger ruft dazu auf, nicht in Resignation zu verfallen, sondern sich aktiv für die Energiewende einzusetzen.

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