Solarenergie für Fahrzeuge: Europas erste VIPV-Fabrik startet in Sachsen
31.10.2025: In Zwenkau bei Leipzig hat Ende Oktober die erste europäische Produktionsstätte für fahrzeugintegrierte Photovoltaik (VIPV) eröffnet. Das Unternehmen OPES Solar Mobility produziert dort flexible Solarmodule, die direkt in die Karosserie von Bussen, Lkw, Transportern oder Reisemobilen integriert werden können. Diese Module erzeugen während der Fahrt oder im Stand Strom für Bordelektronik und Zusatzaggregate. Das steigert die Energieeffizienz und verringert den Kraftstoff- oder Stromverbrauch im Straßenverkehr.
Mit rund 12.000 Quadratmetern Produktionsfläche und bis zu 120 geplanten Arbeitsplätzen überführt OPES die Technologie erstmals in eine industrielle Serienfertigung. Damit rückt die Vision einer klimafreundlicheren Mobilität näher, bei der Fahrzeuge ihren eigenen Energiebedarf teilweise selbst decken.
Flexible Module für mehr Energieertrag
Die in Sachsen produzierten Solarmodule basieren auf einer Matrix-Verschaltung, die für gleichmäßige Energieerträge sorgt. Selbst wenn einzelne Zellen durch Schmutz, Schatten oder Aufbauten verdeckt sind, bleiben andere aktiv und liefern weiterhin Strom. Durch ihr geringes Gewicht und ihre hohe Widerstandsfähigkeit eignen sich die Module besonders für Nutzfahrzeuge, bei denen jedes Kilogramm zählt.
Die Entwicklung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik (CSP) und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). OPES beliefert bereits Kunden in mehreren Kontinenten. Nach Schätzungen des Fraunhofer ISE liegt das Marktpotenzial für fahrzeugintegrierte Photovoltaik allein in der EU bei rund 70 Gigawatt installierter Leistung. Damit könnten jährlich bis zu 36 Millionen Nutzfahrzeuge ihren CO₂-Ausstoß um 10 bis 15 Prozent senken.
Wie funktioniert fahrzeugintegrierte Photovoltaik?
Fahrzeugintegrierte Photovoltaik – kurz VIPV – bezeichnet die mechanische, elektrische und gestalterische Einbindung von Solarmodulen direkt in die Fahrzeughülle. Die Module werden nahtlos in Dach, Seitenflächen oder Motorhaube eingebaut und ersetzen herkömmliche Bauteile. Der erzeugte Strom fließt entweder in die Antriebsbatterie oder direkt in elektrische Verbraucher im Fahrzeug.
Das System reduziert die Zahl der Ladevorgänge, verbessert die CO₂-Bilanz und steigert die Reichweite. Bei Pkw steht vor allem die ästhetische Integration im Vordergrund, während bei Nutzfahrzeugen leichte und robuste Module entscheidend sind, um die Nutzlast zu erhalten.
Die Einsatzmöglichkeiten reichen weit über den Straßenverkehr hinaus. VIPV kann auch bei Wohnmobilen, Straßenbahnen, Zügen, Schiffen oder Drohnen eingesetzt werden. Nach Berechnungen des Fraunhofer ISE liegt das technische Potenzial allein in Deutschland bei rund 55 Gigawatt installierter Leistung. Ein Elektroauto mit Solardach könnte dadurch jährlich bis zu 2.000 Kilometer zusätzliche Reichweite erzielen, ein Transporter etwa 6.000 Kilometer und ein Lkw rund 5.000 Kilometer – das entspricht 5 bis 25 Prozent der typischen Jahresfahrleistung.
Forschung und Zukunftsperspektiven
Das Fraunhofer ISE arbeitet intensiv daran, VIPV technisch und regulatorisch auf ein Niveau mit stationären Solarsystemen zu bringen. Dazu gehören standardisierte Prüfverfahren, neue Materialien und optimierte Zellarchitekturen. Moderne Simulationsmodelle helfen, die bestmögliche Anordnung der Solarzellen auf verschiedenen Fahrzeugtypen zu bestimmen und so den Energieertrag weiter zu erhöhen.
Parallel entwickeln Fahrzeughersteller eigene Ansätze, um Photovoltaik großflächig zu nutzen. Neue Materialien wie ultradünne Laminatschichten oder transparente Beschichtungen sollen künftig größere Flächen nutzbar machen – ohne Design oder Sicherheit zu beeinträchtigen.
Die neue Produktionsstätte in Sachsen gilt als Meilenstein dieser Entwicklung. Sie zeigt, wie Forschung, Technologie und Industrie zusammenwirken, um Solarenergie mobil zu machen. Fahrzeugintegrierte Photovoltaik könnte damit zu einem zentralen Baustein der Energiewende werden – auf der Straße, auf der Schiene und vielleicht schon bald in der Luft.
Bild: KI-generiert