Solarenergie: Australien startet Gratis-Strom-Offensive ab 2026

Solaranlage auf einem Haus in Australien07.11.2025: Ab Juli 2026 können Haushalte in mehreren australischen Bundesstaaten an bestimmten Mittagsstunden kostenlosen Strom beziehen. Der neue Regierungsplan namens „Solar Sharer“ soll überschüssige Solarenergie gezielt an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben – unabhängig davon, ob sie selbst eine Photovoltaikanlage besitzen. Zum Start profitieren Bewohnerinnen und Bewohner von New South Wales, South Australia und dem südöstlichen Queensland, weitere Regionen sollen 2027 folgen.

Die Initiative reagiert auf ein wachsendes Problem: In der Mittagszeit wird in Australien durch Millionen Solaranlagen so viel Strom ins Netz eingespeist, dass die Preise teilweise ins Negative fallen. Statt diese Energie ungenutzt verpuffen zu lassen, sollen Bürgerinnen und Bürger sie künftig gebührenfrei verwenden dürfen.

Drei Stunden Gratisstrom täglich

Das Programm verpflichtet Energieanbieter, während der Solarpickzeit täglich drei Stunden lang kostenlose Elektrizität bereitzustellen. Profitieren können vor allem Haushalte mit energieintensiven Geräten wie Waschmaschinen, Trocknern oder Klimaanlagen. Dank intelligenter Stromzähler lassen sich viele dieser Geräte automatisch so steuern, dass sie während des Gratis-Zeitfensters laufen. Auch Besitzer von Elektroautos oder Batteriespeichern können ihren Energieverbrauch so gezielt in die Mittagsstunden verlegen.

Klimaschutzminister Chris Bowen betont, das Vorhaben solle „allen Menschen die Vorteile erneuerbarer Energien zugänglich machen – auch jenen, die in Mietwohnungen leben und keine Solaranlage installieren können“. Langfristig könnten die Maßnahmen helfen, das Stromnetz zu stabilisieren und die Energiekosten insgesamt zu senken.

Positive Effekte für Netz und Verbraucher

Durch die Verlagerung des Stromverbrauchs in die Mittagsstunden erhofft sich die Regierung eine Entlastung der Netze am Abend, wenn der Bedarf normalerweise stark ansteigt. Gelingt dies, könnte der teure Ausbau der Strominfrastruktur teilweise vermieden werden – ein Vorteil, der letztlich auch die Endkundenpreise senken dürfte.

Der Plan ist Teil einer umfassenden Strategie, um die australische Energiewende sozial gerechter zu gestalten und den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen. Premier Anthony Albanese und seine Labor-Regierung stehen dabei unter Druck, steigende Energiepreise zu dämpfen und gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen.

Kritik aus der Branche und von der Opposition

Die Reaktionen auf den „Solar Sharer“-Plan fallen gemischt aus. Einige Energieunternehmen zeigen sich überrascht, da sie nach eigener Aussage nicht in die Planung einbezogen wurden. Der Branchenverband Australian Energy Council warnt vor möglichen „Vertrauensverlusten“ und „unerwarteten Marktfolgen“.

Auch aus der Opposition kommt Gegenwind. Matt Canavan von der konservativen National Party bezeichnete den Plan als „kostspielig für alle“ – Gratisstrom zu bestimmten Zeiten führe letztlich dazu, dass Kunden zu anderen Zeiten mehr bezahlen müssten. Dennoch wird der Schritt von Klimaexperten als wegweisendes Experiment bewertet, um Solarstromüberschüsse sinnvoll zu nutzen und Verbraucher aktiv in die Energiewende einzubinden.

Ambitioniertes Vorhaben mit Symbolcharakter

Auch in Deutschland wird über ähnliche Modelle diskutiert. Besonders in wind- und sonnenreichen Regionen, etwa in Niedersachsen, fordern Politiker günstigere Stromtarife für Zeiten mit Überschussproduktion. Das australische Beispiel könnte zeigen, wie eine intelligente Nutzung von Überschussstrom nicht nur das Netz stabilisiert, sondern auch den Alltag der Verbraucher spürbar entlastet.

Mit dem „Solar Sharer“-Programm wagt Australien ein ambitioniertes Experiment, das die Balance zwischen Netzstabilität, Kostensenkung und sozialer Teilhabe neu auslotet. Ob der Ansatz hält, was er verspricht, dürfte sich ab 2026 zeigen – wenn Millionen Haushalte zum ersten Mal mittags ihre Waschmaschine mit Gratisstrom laufen lassen können.

 

Bild: KI-generiert

 

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