Krise in der Solarbranche: Deutsche Hersteller unter Druck

Installation einer Solaranlage28.07.2025: Die heimische Solarindustrie steckt weiterhin tief in der Krise. Während deutschlandweit Millionen Photovoltaikanlagen in Betrieb sind, kämpfen hiesige Hersteller um ihre Existenz. Der enorme Preisdruck, insbesondere aus Asien, setzt die Produktionsstandorte in Deutschland massiv unter Druck. Der Trend aus den vergangenen Jahren – günstige Importe aus China, sinkende Margen und fehlende politische Unterstützung – setzt sich auch 2025 ungebremst fort.

Ein Beispiel für die schwierige Lage ist der Solarmodulhersteller Meyer Burger. In Sachsen und Sachsen-Anhalt steht die Produktion still, über 500 Arbeitsplätze sind akut gefährdet. Die Suche nach Investoren läuft, um das Unternehmen vor dem endgültigen Aus zu retten. Gleichzeitig zieht sich auch der Ausbau neuer Anlagen wieder spürbar zurück – besonders im privaten Bereich.

Trübe Aussichten für deutsche Modulhersteller am Markt

Zwar konnte sich Deutschland bislang im Vertrieb und in der Installation von Photovoltaiksystemen behaupten, doch Experten bezweifeln, dass diese Stärke ohne heimische Produktion langfristig zu halten ist. Noch vor wenigen Jahren verzeichnete die Branche ein enormes Wachstum – insbesondere zwischen 2019 und 2023, als Hausbesitzer massiv in Solartechnik investierten. Doch diese Sonderkonjunktur scheint vorbei: Aktuell stagniert die Nachfrage spürbar.

Professor Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin sieht die Zukunft deutscher Anbieter vor allem in Nischenmärkten. Doch selbst Spezialisten wie Wechselrichter- oder Batteriespeicherhersteller leiden unter dem wachsenden Wettbewerbsdruck. Selbst traditionsreiche Anbieter wie die Glasmanufaktur Brandenburg, Hersteller von speziellem Solarglas, mussten inzwischen Insolvenz anmelden.

Solarmarkt wird von China dominiert

Mittlerweile sind rund 5,3 Millionen Solaranlagen in Deutschland installiert – die allermeisten stammen aus China. Die Volksrepublik produziert durch staatliche Förderung zu konkurrenzlos niedrigen Preisen. In Deutschland erreicht die installierte PV-Leistung mittlerweile rund 107,5 Gigawatt und deckt etwa 15 Prozent des Stromverbrauchs. Die Bundesregierung will diese Leistung bis 2030 auf 215 Gigawatt steigern. Doch dieses Ziel wird zur Herausforderung, wenn der Zubau weiter schwächelt.

Während der Pandemie und infolge geopolitischer Krisen wie dem Krieg in der Ukraine war der Wunsch nach Energieautarkie groß. Diese Effekte verpuffen inzwischen. Der Bundesverband Solarwirtschaft warnt, dass ohne massiven Speicherausbau und eine deutliche Beschleunigung des Zubaus die Klimaziele kaum erreichbar sind.

Rettung durch Innovationen und EU-Initiativen?

Auch beim Fraunhofer ISE sieht man die Lage kritisch, aber nicht hoffnungslos. Institutsleiter Andreas Bett verweist auf das Potenzial innovativer Unternehmen wie NexWafe, das kostengünstigere Solarwafer entwickeln will. Eine neue Produktionsstätte in Bitterfeld-Wolfen soll dort entstehen, wo einst das „Solar Valley“ florierte. Zudem gibt es Hoffnung auf europäische Unterstützung: Der „Net Zero Industry Act“ der EU könnte den Aufbau einer CO₂-freien Industrie in Europa fördern.

Der des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) während der Ampelregierung geplante Resilienzbonus sollte deutsche Solarmodulhersteller im internationalen Wettbewerb stärken, indem er Anreize für Kunden schuf, Produkte aus europäischer Fertigung zu wählen. Doch das Vorhaben scheiterte in der Vergangenheit am Widerstand der FDP. Der ehemalige Finanzminister Christian Lindner lehnte staatliche Unterstützung ab und stufte die Modulproduktion als nicht förderwürdige Technologie ein. Sie sei aus seiner Sicht keine Schlüsseltechnologie, die einen Beitrag zur wirtschaftlichen Sicherheit oder zur Energiewende leiste.

Angesichts der anhaltenden Krise in der Solarbranche ist nun die neue Bundesregierung gefordert, tragfähige Lösungen zu entwickeln, um die heimische Industrie zu stabilisieren und die Abhängigkeit von asiatischen Importen zu reduzieren. Ob sich die Politik dazu durchringen wird, bleibt offen. Doch eines ist sicher: Ohne gezielte Förderung wird die Solarbranche in Deutschland weiter an Boden verlieren – nicht zum ersten Mal.

Zurück