Klimaschutzziel 2040: EU einigt sich in Brüssel auf neue Regelungen
10.12.2025: Nach langen und teils zähen Verhandlungen haben sich Unterhändler des EU-Parlaments und der Mitgliedstaaten auf ein neues Klimaziel für das Jahr 2040 verständigt. Die Europäische Union will ihre Treibhausgasemissionen bis dahin um 90 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 senken. Das Ziel gilt als zentraler Zwischenschritt zwischen den bereits bestehenden Vorgaben für 2030 und der geplanten Klimaneutralität im Jahr 2050. Gleichzeitig enthält der erzielte Kompromiss mehrere Zugeständnisse, die vor allem auf Druck einzelner Staaten zustande kamen. Bevor die Regelung wirksam wird, steht noch die offizielle Zustimmung von Parlament und Mitgliedstaaten aus – diese gilt jedoch als reine Formalität.
Bereits zuvor hatte die EU verbindlich festgelegt, dass bis 2030 eine Reduktion der Emissionen um 55 Prozent erreicht werden muss. Dieses Etappenziel gilt als weitgehend erreichbar, auch wenn die Fortschritte zwischen den Staaten stark variieren. Vor allem Polen und Ungarn wehrten sich während der Verhandlungen gegen eine Verschärfung der Klimaschutzziele.
Mit dem nun vereinbarten 2040-Zeitrahmen sollen Investoren, Verwaltungen und Unternehmen mehr Planungssicherheit erhalten. Insbesondere industrie- und energieintensive Branchen haben wiederholt gefordert, klare Leitplanken für die kommenden Jahrzehnte zu bekommen.
Zielverfehlungen können durch Maßnahmen im Ausland ausgeglichen werden
Ein wesentliches Element des neuen Rahmens ist die Möglichkeit, ab 2036 bis zu fünf Prozentpunkte der Reduktionen über Klimaschutzprojekte außerhalb der EU zu erzielen. Die Union könnte damit Zertifikate erwerben, die beispielsweise aus Projekten zur CO₂-Entnahme oder zur Wiederherstellung von Kohlenstoffsenken in Drittstaaten stammen.
Auf diese Weise sollen Flexibilität und Kostenkontrolle gewährleistet werden. Kritiker mahnen jedoch an, dass solche Systeme anfällig für Doppelanrechnungen seien und den tatsächlichen Klimaschutzeffekt verwässern könnten. Wie genau die Zertifikate beschaffen sein müssen, soll die Kommission in den kommenden Jahren konkretisieren.
CO₂-Preis für Heizen und Tanken wird später eingeführt
Besonders umstritten war der Zeitplan für die Ausweitung des Emissionshandels auf fossile Brennstoffe im Verkehrs- und Gebäudesektor. Ursprünglich sollte das neue Handelssystem bereits 2027 starten. Nun wird der Einstieg um ein Jahr auf 2028 verschoben.
Befürworter dieses Schritts argumentieren, dass Haushalte und Pendler andernfalls abrupt mit höheren Kosten konfrontiert würden. Die Preisentwicklung am Energiemarkt sei in den letzten Jahren ohnehin volatil gewesen; eine zusätzliche Belastung im Jahr 2027 hätte sozialen Unmut verstärken können.
Gegner der Verschiebung befürchten hingegen, dass die Lenkungswirkung des CO₂-Preises geschwächt wird. Gerade der Verkehrssektor gilt als einer der Bereiche, in denen die EU ihre Ziele bisher am deutlichsten verfehlt. Eine spätere Bepreisung könne den Druck mindern, dort schneller Alternativen auszubauen.
Regelmäßige Überprüfung und mögliche Anpassungen
Die Europäische Kommission erhält den Auftrag, alle zwei Jahre zu prüfen, ob die Union auf Kurs bleibt. Sollte sich herausstellen, dass natürliche Kohlenstoffsenken, etwa Wälder oder Moore, weniger CO₂ aufnehmen als erwartet, kann die EU die Vorgaben nachschärfen oder zusätzliche Maßnahmen vorschlagen.
Damit soll verhindert werden, dass scheinbare Fortschritte auf Annahmen beruhen, die sich im Nachhinein als zu optimistisch herausstellen.
Unterschiedliche Reaktionen auf den Kompromiss
Die Reaktionen auf die Einigung fallen erwartungsgemäß gemischt aus. Befürworter sehen einen pragmatischen Kompromiss, der ambitioniert bleibt, aber wirtschaftliche Realitäten berücksichtigt. Andere warnen davor, dass abgeschwächte Instrumente die Zielerreichung gefährden könnten.
Klimapolitische Thinktanks betonen hingegen, dass die Einigung trotz politischer Spannungen innerhalb der EU ein wichtiges Signal sende: Grundlegende Klimaschutzmaßnahmen seien weiterhin mehrheitsfähig und Unternehmen könnten ihre langfristigen Investitionsentscheidungen darauf ausrichten.
Die Konsequenzen der Verschiebung für Deutschland
Der verschobene Start des EU-Emissionshandels bedeutet für Deutschland, dass auch der nationale CO₂-Preis im sogenannten ETS-2 nur um ein Jahr nach hinten rückt. Fachleute erwarten deshalb, dass der Preis für CO₂-Zertifikate im Jahr 2027 ähnlich hoch sein dürfte wie 2026 – der Kostenanstieg wird also nicht verhindert, sondern lediglich vertagt. Für Verbraucher heißt das: Der finanzielle Druck auf fossile Energieträger bleibt bestehen und wird lediglich zeitlich gestreckt.
Die gute Nachricht für Verbraucher lautet jedoch: in den kommenden zwei jahren können Haushalte durch den Umstieg auf erneuerbare Technologien wie Wärmepumpen und Solaranlagen ihre Energiekosten stabilisieren oder sogar deutlich senken. Beide Technologien reduzieren die Abhängigkeit von CO₂-bepreisten Brennstoffen und machen Verbraucher weniger anfällig für zukünftige Preissteigerungen. Aktuell lohnt es sich umso mehr, denn noch zahlt der Staat umfangreiche Förderungen für Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen bei einer Umstellung der Systeme.
Bild: KI-generiert