Indien auf Rekordkurs: Schwellenländer treiben die Energiewende voran
17.10.2025: In den vergangenen Jahren hat sich die Dynamik im globalen Ausbau erneuerbarer Energien spürbar verschoben. Während westliche Industrieländer wie die USA und Teile Europas zunehmend mit politischen Unsicherheiten, gestiegenen Kosten und Infrastrukturproblemen zu kämpfen haben, beschleunigen viele Schwellenländer ihren Umstieg auf saubere Energiequellen. Laut aktuellen Analysen der Internationalen Energieagentur (IEA) wächst der Anteil erneuerbarer Kapazitäten weltweit stetig weiter – allerdings konzentriert sich das Wachstum zunehmend auf Asien, Afrika und den Nahen Osten.
Vor allem Indien erweist sich als treibende Kraft dieser Entwicklung. Das Land hat sich ambitionierte Ziele gesetzt und will bis 2030 eine nichtfossile Kraftwerksleistung von 500 Gigawatt erreichen. Schon heute deutet alles darauf hin, dass dieses Ziel in greifbare Nähe rückt. Die indische Regierung meldete für die ersten neun Monate des Jahres 2025 einen Rekordzubau von über 34.000 Megawatt neuer Solar- und Windanlagen – ein Plus von über 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Solarenergie als globaler Wachstumsmotor
Weltweit wird das Wachstum der erneuerbaren Stromerzeugung vor allem von der Solarenergie getragen. Laut IEA wird sie bis 2030 rund 80 Prozent des gesamten Zuwachses an grüner Energie ausmachen. Kein anderer Energieträger wächst derzeit so rasant. Sinkende Kosten, staatliche Förderprogramme und vereinfachte Genehmigungsverfahren haben dafür gesorgt, dass Solaranlagen in immer mehr Ländern zum Rückgrat der Stromproduktion werden.
Besonders deutlich zeigt sich dieser Trend in Indien. Dort entfielen 2025 über 29.000 Megawatt des neu installierten Zubaus auf Photovoltaik – der höchste Wert in der Geschichte des Landes. Während Großanlagen mit rund 22.500 Megawatt den Hauptanteil ausmachten, verzeichnete auch der Markt für Dachsolaranlagen ein außergewöhnlich starkes Wachstum. Zwischen Januar und September wurden fast 5.800 Megawatt auf Gebäudedächern installiert, was einer Steigerung von über 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Regionale Schwerpunkte und politische Förderung
Die meisten neuen Kapazitäten entstanden in fünf Bundesstaaten: Gujarat, Rajasthan, Maharashtra, Karnataka und Tamil Nadu. Diese Regionen profitieren von stabilen politischen Rahmenbedingungen, umfangreichen Investitionsprogrammen und einer guten Netzstruktur. Gujarat führte mit etwa 8,5 Gigawatt neu installierter Leistung das Ranking an, gefolgt von Rajasthan mit 8 Gigawatt. Die regionale Konzentration verdeutlicht jedoch auch die kommenden Herausforderungen beim Ausbau und der Stabilisierung der Stromnetze.
Indiens Energieminister Pralhad Joshi sieht sein Land auf Kurs: Mit rund 250 Gigawatt nichtfossiler Kapazität habe Indien bereits die Hälfte seines 2030-Ziels erreicht. Davon entfallen etwa 123 Gigawatt auf Solarenergie, 52 Gigawatt auf Windkraft, 55 Gigawatt auf Wasserkraft sowie kleinere Anteile auf Bio- und Kernenergie. Joshi betont, dass dieser Fortschritt nicht nur das Ergebnis zentraler Regierungsprogramme, sondern auch regionaler Initiativen und privater Investitionen sei.
Globale Verschiebungen in der Energielandschaft
Während Indien und andere Schwellenländer den Ausbau vorantreiben, ist das Bild im Westen gemischt. In den USA haben politische Kurswechsel und reduzierte Steuervergünstigungen das Wachstum gebremst, wodurch die IEA ihre Prognosen deutlich nach unten korrigiert hat. Auch in China wurden Subventionen für Solar- und Windprojekte zurückgefahren, was die Rentabilität neuer Anlagen schmälert. Dennoch bleibt das Land mit über der Hälfte des globalen Solarzuwachses im ersten Halbjahr führend.
Insgesamt prognostiziert die IEA, dass die weltweite Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 auf rund 9.000 Gigawatt anwachsen wird – fast doppelt so viel wie heute. Solar- und Windkraft sollen dann rund 30 Prozent der globalen Stromversorgung sichern.
Rekordjahr 2025 und neue Herausforderungen
Nach Einschätzung von JMK Research dürfte Indien bis Ende 2025 weitere 12.000 Megawatt an Solar- und Windleistung hinzufügen und damit auf bis zu 46 Gigawatt Jahreszubau kommen – ein globaler Spitzenwert. Damit würde das Land seine Position als drittgrößter Produzent von Solarstrom weiter festigen.
Doch mit dem schnellen Ausbau wächst auch der Druck auf die Stromnetze. Experten warnen, dass die Integration großer Mengen variabler Energiequellen wie Solar- und Windstrom eine Modernisierung der Infrastruktur und den Ausbau von Speichersystemen erfordert. Nur so kann gewährleistet werden, dass die gewonnene Energie effizient genutzt wird und die Versorgungssicherheit langfristig garantiert bleibt.
Während die westlichen Industrienationen mit Rückschlägen kämpfen, übernehmen Schwellenländer wie Indien zunehmend die Führungsrolle in der globalen Energiewende. Ihr Erfolg zeigt, dass entschlossene politische Strategien und Investitionen in moderne Technologien den Wandel hin zu einer nachhaltigen Energiezukunft entscheidend beschleunigen können.