Heizungsförderung auf der Kippe: Was kommt auf Eigentümer und Heizungsbranche zu
16.06.2025: Mit dem Regierungswechsel und der Ernennung von Katherina Reiche (CDU) zur neuen Wirtschaftsministerin gerät das sogenannte Heizungsgesetz – offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG) aus dem Jahr 2020, initiiert von der CDU – erneut ins Zentrum der politischen Diskussion. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte im Wahlkampf angekündigt, das Gesetz nach der Wahl abzuschaffen, blieb bisher jedoch konkrete Details schuldig. Nun sorgt Reiche mit vagen, aber populistisch wirkenden Aussagen für Unsicherheit. Sogar das bisherige Betriebsverbot für Heizungsanlagen aus der Vor-1991-Zeit wolle sie offenbar kippen.
Für die Heizungsbranche ist diese politische Kursänderung ein Warnsignal. Ein möglicher Förderrückgang um 50 Prozent könnte zu einem klassischen Boom-Bust-Zyklus führen. „Boom und Bust“ bezeichnet einen Wirtschaftszyklus, der sich durch Phasen rasanten Wachstums (Boom) und anschließenden deutlichen Abschwungs (Bust) auszeichnet.
Reiche schafft GEG ab: Heizungsbauer warnen vor Marktverwerfungen
Aktuell erhalten Hausbesitzer bei der Umrüstung auf klimafreundliche Heizsysteme noch eine umfangreiche Förderung. Diese setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:
- 30 % Grundförderung für alle, die ihre fossile Heizung austauschen,
- 20 % Klimageschwindigkeitsbonus, wenn der Austausch freiwillig und frühzeitig erfolgt,
- 30 % Einkommensbonus für Haushalte mit einem Jahreseinkommen unter 40.000 Euro und
- 5 % Effizienzbonus für Wärmepumpen sowie für Biomasseheizungen einen Zuschlag von 2.500 Euro.
Im besten Fall sind also bis zu 70 Prozent Zuschuss möglich – bei einem maximal förderfähigen Betrag von 30.000 Euro ergibt sich daraus ein Förderhöchstsatz von 21.000 Euro. Sollte die Förderung tatsächlich halbiert werden, läge dieser Zuschuss nur noch bei 10.500 Euro.
Dabei zeigen aktuelle Zahlen, dass das Interesse an den Förderprogrammen ungebrochen ist: Für das Jahr 2025 musste das Bundesfinanzministerium auf Antrag von Reiche zusätzliche Mittel von über 900 Millionen Euro genehmigen, um einen Förderstopp zu vermeiden. Ohne diese Summe wäre das Budget für die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) nahezu erschöpft gewesen.
Fördermittel unter Druck: Rückgang der Zuschüsse wahrscheinlich
Langfristig sind bereits konkrete Haushaltsansätze geplant, die jedoch einen deutlichen Rückgang der Mittel erkennen lassen. Für das Jahr 2027 sind nur noch rund 206 Millionen Euro, für 2028 sogar nur 49 Millionen Euro vorgesehen – ein Bruchteil der heutigen Fördersummen. Diese Zahlen lassen vermuten, dass eine massive Reform der Fördersystematik geplant ist.
Parallelen zur abrupt beendeten Elektroauto-Förderung nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts 2023 sind unübersehbar. Auch damals erfolgte eine plötzliche Entscheidung über Nacht, die das Vertrauen der Verbraucher erschütterte und den Markt in die Krise stürzte. Ein ähnliches Szenario befürchten Installateure nun im Heizungssektor – insbesondere bei Wärmepumpen.
Blick in die Zukunft: ETS 2 verteuert fossile Heizungen ab 2027
Ein weiterer Aspekt wird ab 2027 an Bedeutung gewinnen: die Einführung des zweiten Emissionshandels (ETS 2) auf europäischer Ebene. Dieser wird den Ausstoß von CO₂ im Gebäudebereich direkt bepreisen. Fossile Heizsysteme wie Öl- und Gasheizungen könnten dadurch spürbar teurer im Betrieb werden. Auch ohne gesetzliche Verbote wird sich der Wechsel zu emissionsarmen Alternativen also wirtschaftlich immer mehr lohnen.
Allerdings bleibt unklar, wie eine eventuell gekappte Förderung mit der notwendigen Beschleunigung der Wärmewende zusammenpassen soll. Die Deutsche Umwelthilfe hat vorgeschlagen, stattdessen auf einen pauschalen Förderbetrag von 7.000 Euro zu setzen – auch, um den überhitzten Wärmepumpen-Markt wieder zu normalisieren und Preisverzerrungen zu vermeiden.
Die Diskussion um das Heizungsgesetz und die Zukunft der staatlichen Förderung verunsichert sowohl Hausbesitzer als auch die Branche. Klar ist: Wer demnächst umrüsten will, sollte sich gut informieren und möglicherweise nicht zu lange warten. Denn ob und wie großzügig der Staat ab 2026 oder gar 2027 noch fördert, bleibt ungewiss – während fossile Heizungen ab 2027 durch den ETS 2 ohnehin teurer werden.