Globaler Solarmarkt unter Druck: Politik, Netze und Lieferketten bremsen das Wachstum
17.11.2025: Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet in ihrem neuen „Renewables 2025“-Report damit, dass der jährliche Photovoltaik-Zubau bis Mitte der 2030er Jahre im Durchschnitt auf einem ähnlichen Niveau wie heute verharren wird. Rund ein halbes Terawatt pro Jahr gelten als realistisch – ein Wert, der zwar groß wirkt, aber laut IEA ohne deutliche Verbesserungen im Netz und bei der Integration kaum weiter steigen dürfte. Die Solarenergie bleibt dennoch die treibende Kraft der weltweiten Energiewende: Kein anderer Energieträger wächst derzeit so schnell und prägt den Ausstieg aus fossilen Quellen so stark wie die Photovoltaik.
Die Internationale Energieagentur erwartet, dass der globale Ausbau der Photovoltaik bis 2035 jährlich im Schnitt rund 540 Gigawatt erreicht. Trotz dieser Dynamik behält Kohle weltweit noch einige Jahre ihre Rolle als größte einzelne Stromquelle. Besonders China bleibt das Schwergewicht sowohl beim Ausbau als auch in der Fertigung fast aller Solartechnologien. Das Land könnte je nach Szenario fast die Hälfte des weltweiten Zubaus stemmen und damit den Markt entscheidend prägen.
Stagnation, Repowering und technische Sprünge
Der Bericht zeigt außerdem, dass das Repowering bestehender Solaranlagen – also der Austausch älterer Module durch moderne Varianten – künftig einen deutlich stärkeren Beitrag leisten könnte. Neue Module arbeiten spürbar effizienter, was die Leistung bestehender Parks ohne zusätzlichen Flächenbedarf erhöht. Laut IEA kann bereits ein moderater Effizienzgewinn pro Modul eine zweistellige Mehrproduktion ermöglichen. Da die Industrie aktuell unter Überkapazitäten leidet, könnte Repowering einen willkommenen zusätzlichen Absatzmarkt öffnen.
Gleichzeitig rückt eine Gruppe von Schwellenländern stärker in den Fokus: Indien, Staaten Südostasiens, Länder im Nahen Osten, in Lateinamerika und in Afrika entwickeln sich von „Nachfolgern“ Chinas zu wichtigen regionalen Wachstumsmotoren. Keines dieser Länder wird die chinesische Dynamik erreichen, doch ihre Bedeutung steigt kontinuierlich.
Neue Prognosen: Weltweiter Ausbau wächst, aber langsamer als geplant
Parallel dazu hat die IEA im Bericht „Renewables 2025“ ihre Erwartung für den globalen Ausbau der erneuerbaren Energien leicht nach unten korrigiert. Grund dafür sind politische Veränderungen in den USA und China. In den Vereinigten Staaten wurden Steueranreize früher als erwartet gestrichen, was die dortige Ausbauprognose fast halbiert. Auch in China dämpft die Umstellung von festen Vergütungen auf Ausschreibungen die wirtschaftliche Attraktivität neuer Projekte.
Trotz dieser Abwärtskorrekturen wird sich die weltweite Leistung erneuerbarer Kraftwerke nach IEA-Einschätzung bis 2030 ungefähr verdoppeln. Solarenergie soll dabei den mit Abstand größten Anteil ausmachen, während Windkraft, Wasser-, Bio- und Geothermie ergänzend wachsen. In vielen Ländern beschleunigen sich Genehmigungsverfahren, neue Fördermodelle und steigende Investitionen in Netzausbau und Speichertechnologien begleiten diesen Trend.
Regionale Entwicklungen und strukturelle Probleme
Die Aussichten sind jedoch nicht überall gleich. Indien verzeichnet steigende Auktionsmengen und zunehmend stabile Rahmenbedingungen, was das Land zum zweitgrößten Wachstumsmarkt machen könnte. In der EU sorgt vor allem die starke Nachfrage nach Stromabnahmeverträgen für zusätzliche Solaranlagen im Großformat. Gleichzeitig bremsen schwächelnde Offshore-Windprojekte und steigende Finanzierungskosten.
Die Industrie spürt eine andere Form der Belastung: Hersteller von Solarmodulen leiden unter drastisch gefallenen Preisen, die durch Überkapazitäten ausgelöst wurden. Windanlagenproduzenten kämpfen weltweit mit hohen Kosten und Engpässen in der Lieferkette. Auch die starke Abhängigkeit von chinesischen Materialien – insbesondere bei Seltenen Erden – bleibt ein zentrales Risiko.
Netzbelastung und steigende Anforderungen
Da der Anteil von Wind- und Solarstrom bis 2030 weiter stark steigt, nehmen Netzengpässe und Stunden mit negativen Strompreisen zu. Immer mehr Regionen benötigen flexible Kraftwerke, Speicher und intelligente Nachfragesteuerung, um die schwankende Stromproduktion auszugleichen. Ohne einen beschleunigten Netzausbau werden diese Herausforderungen weiter wachsen.
Flankiert von wachsender industrieller Nachfrage und einem Anstieg erneuerbarer Wärme in Gebäuden untermauert der Bericht jedoch eine klare Richtung: Die Energiewende ist in vollem Gange, auch wenn sie an entscheidenden Stellen mehr politischen und infrastrukturellen Rückenwind benötigt.