Gaskraftwerke: Reiches Ziel in weiter Ferne, Bürger favorisieren andere Lösungen

Gasturbinenkraftwerk Bernburg24.10.2025: Die ehrgeizigen Ausbaupläne von Bundesenergieministerin Katherina Reiche (CDU) für neue Gaskraftwerke geraten ins Stocken. Nach Informationen aus Brüssel ist klar: Die Europäische Kommission wird die von Reiche geforderten 20 Gigawatt zusätzlicher Kapazität nicht genehmigen. Stattdessen deutet sich eine Obergrenze von rund 12 bis 12,5 Gigawatt an – exakt jenem Wert, den bereits ihr Vorgänger Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) mit der EU ausgehandelt hatte. Damit muss Reiche ihr zentrales energiepolitisches Vorhaben deutlich verkleinern und die CDU abermals die Politik von Habeck fortsetzen.

Ursprünglich sollten die neuen Kraftwerke als Reserve dienen, wenn Sonne und Wind zu wenig Strom liefern. Da diese Anlagen aber nur in seltenen Stunden ans Netz gehen, wären staatliche Subventionen notwendig, um den Betrieb wirtschaftlich zu gestalten. Brüssel sieht darin einen möglichen Eingriff in den europäischen Wettbewerb und verlangt, dass Förderprogramme transparent, technologieoffen und marktkonform ausgestaltet werden. Ein Sprecher der Kommission erklärte, man stehe „in konstruktivem Austausch“ mit Berlin. Ziel sei es, faire Bedingungen im europäischen Energiemarkt zu sichern.

EU bremst Reiches Pläne

Die Verhandlungen mit der Kommission verzögern den Zeitplan deutlich. Eigentlich wollte das Energieministerium die Ausschreibungen für neue Gaskraftwerke noch 2025 starten, nun dürfte das Projekt frühestens im kommenden Jahr anlaufen.

Branchenvertreter warnen, dass Deutschland damit Gefahr läuft, Lücken in der Stromversorgung zu bekommen, wenn ältere Kraftwerke vom Netz gehen. Gleichzeitig mahnt der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, an, stärker auf Speichertechnologien, flexible Verbrauchersteuerung und dezentrale Systeme zu setzen. Auch das Bundeskartellamt sieht die geplanten Ausschreibungen kritisch – sie müssten genutzt werden, um die Marktkonzentration im Stromsektor zu verringern.

Kritik kommt zudem von Energieexperten. Dezentrale Lösungen wie Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher oder Wärmepumpen könnten demnach zwischen 2025 und 2045 einen volkswirtschaftlichen subventionsfreien Mehrwert von bis zu 255 Milliarden Euro schaffen. Die Analysten kommen zu dem Schluss, dass solche Alternativen unverzichtbar seien, um Versorgungssicherheit und Klimaziele kosteneffizient zu erreichen.

Bevölkerung lehnt fossile Förderung ab

Auch in der Bevölkerung findet Reiches Gaskurs kaum Zustimmung. Eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag eines Ökoenergieversorgers zeigt: 62 Prozent der Eigenheimbesitzer lehnen es ab, die Einspeisevergütung für Solardachanlagen zu streichen – ein Vorhaben, das Reiche zeitweise ins Spiel gebracht hatte. Über alle Parteien hinweg wünscht sich eine deutliche Mehrheit, dass die Förderung für Solarstrom bestehen bleibt. Selbst unter CDU-Anhängern gibt es nur geringe Unterstützung für Kürzungen.

Gleichzeitig spricht sich fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gegen staatliche Hilfen für neue Gaskraftwerke aus; lediglich ein Drittel befürwortet sie. Besonders junge Menschen sehen in den fossilen Plänen einen Rückschritt: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen lehnen 56 Prozent staatliche Zuschüsse für Gaskraftwerke ab. Stattdessen wünschen sich 54 Prozent eine Fortführung der Förderung von Wärmepumpen und anderen klimafreundlichen Heizsystemen.

Energiewende im Spannungsfeld

Reiches Dilemma zeigt die schwierige Balance zwischen Versorgungssicherheit, Wettbewerbsrecht und gesellschaftlicher Akzeptanz. Während Brüssel den Bau neuer Gaskraftwerke stark einschränken will, setzt die Bevölkerung klar auf erneuerbare Energien und dezentrale Lösungen.

Sollte die Ministerin ihre Pläne nicht anpassen, drohen sowohl Verzögerungen im Netzausbau als auch politischer Gegenwind. Die EU hat damit de facto durchgesetzt, dass Reiche kaum mehr bauen darf, als Habeck einst vorgesehen hatte – und Deutschland muss seine Energiepolitik erneut neu austarieren.

Während die Politik im Fahrwasser der Energieversorgung orientierungslos herumsegelt, kann der Bürger Eigeninitiative ergreifen und seine Energieversorgung selbst in die Hand nehmen. Photovoltaik mit Wärmepumpe kombiniert gilt nicht nur als besonders effizient, sondern macht vor allem unabhängig von den Querelen der Regierung, die keine gesamtheitliche Linie findet, vernünftige Energielösungen zu fördern und auszubauen. Wer jetzt umstellt, kann sich zumindest die bisherigen staatlichen Förderungen sichern.

 

Foto: Gasturbinenkraftwerk auf dem Gelände von Solvay, Werk Bernburg (Nutzer: Apde/Lizenz: Wikipedia CC BY-SA 3.0)

Zurück