Frankreich: Energiepolitik in der Krise – Moratorium bei Wind und Solar
24.06.2025: In Frankreich sorgt ein Beschluss der Nationalversammlung für heftige Kontroversen: Mit knapper Mehrheit wurde ein Moratorium für den Bau neuer Wind- und Solaranlagen beschlossen. Damit setzt sich das rechte und rechtsextreme Lager durch – sehr zum Unmut zahlreicher Politiker, Umweltverbände und Vertreter der Erneuerbaren-Branche. Während Frankreich bisher stark auf Atomenergie setzt, droht nun ein Rückschlag für die Entwicklung nachhaltiger Energien.
Mit dem Moratorium sollen alle neuen Projekte zur Nutzung von Windenergie – ob an Land oder auf See – sowie Solaranlagen gestoppt werden, bis eine unabhängige Studie den idealen Energiemix für Frankreich definiert hat. Die Entscheidung fiel unter außergewöhnlichen Umständen: Nur 127 von insgesamt 577 Abgeordneten waren bei der Abstimmung anwesend, vor allem linke und zentristische Fraktionen fehlten zum Zeitpunkt des Votums.
Massive Kritik und wirtschaftliche Bedenken
Die Reaktionen auf das Moratorium ließen nicht lange auf sich warten. Marc Ferracci, Industrieminister und Mitglied der Regierungspartei Renaissance, nannte die Entscheidung „verheerend“ und warnte vor den negativen wirtschaftlichen Folgen. Auch der Gesetzesberichterstatter Antoine Armand sprach von einer industriellen Katastrophe. Umwelt- und Energieverbände wie France Renouvelables und Enerplan schlugen Alarm: Bis zu 80.000 Arbeitsplätze in der Solar- und Windbranche seien durch das Moratorium gefährdet.
Die Regierung zeigte sich sichtlich alarmiert. Agnès Pannier-Runacher, Ministerin für den ökologischen Übergang, stellte den Sinn des Moratoriums öffentlich infrage und forderte die Abgeordneten zur politischen Verantwortung auf. Auch Julie Laernoes, Abgeordnete der Grünen, kritisierte das Fehlen einer klaren Energievision innerhalb der Regierung. Die endgültige Entscheidung über den Gesetzesentwurf steht für heute an, bevor der Text am 8. Juli 2025 dem Senat vorgelegt wird.
Gleichzeitige Förderung der Atomkraft
Parallel zum Moratorium enthält der Gesetzentwurf ehrgeizige Pläne für den Ausbau der Kernenergie. So sollen bis 2030 insgesamt 14 neue Atomreaktoren gebaut werden. Sogar eine Reaktivierung des abgeschalteten Kernkraftwerks Fessenheim 1 Kilometer westlich der deutschen Grenze wird diskutiert – obwohl die Atomaufsicht bereits Bedenken hinsichtlich der Sicherheit geäußert hat. Vor seiner Stilllegung im Jahr 2020 war es das älteste und zugleich leistungsschwächste Kernkraftwerk des Hexagons. Frankreich bezieht derzeit rund 64 Prozent seines Stroms aus Atomkraft, deutlich mehr als andere europäische Länder.
Der Ausbau der Kernenergie ist politisch gewollt, insbesondere von konservativen und rechtspopulistischen Kräften, während der Ausbau erneuerbarer Energien ins Stocken gerät. Zum Vergleich: Während Deutschland seit 2022 komplett auf Atomstrom verzichtet und fast 40 Prozent seines Stroms aus Wind und Solar bezieht, kommen in Frankreich lediglich rund 13,5 Prozent aus diesen beiden Quellen. Die restliche Stromversorgung basiert überwiegend auf Atomkraft, ergänzt durch fossile Brennstoffe und Wasserkraft.
Widersprüchliche Gesetzgebung sorgt für Verwirrung
Brisant: Am selben Tag, an dem das Moratorium verabschiedet wurde, wurde auch ein anderer Änderungsantrag angenommen, der eine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien auf mindestens 200 Terawattstunden bis 2030 vorsieht. Enerplan sprach von einem „absurden Widerspruch“, da beide Maßnahmen sich faktisch gegenseitig ausschließen würden.
Es zeichnet sich ab, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Zahlreiche politische Akteure, Gewerkschaften und Verbände machen mobil gegen das Moratorium. Ob der Gesetzestext in seiner aktuellen Form tatsächlich in Kraft tritt, ist ungewiss – zumal die Regierung angekündigt hat, ihren langfristigen Energiefahrplan bis Ende des Sommers zu veröffentlichen. Fest steht: Frankreich steht an einem energiepolitischen Scheideweg.
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Foto: Kernkraftwerk Cruas in Frankreich