Erfolgreicher Pilotversuch: Ladebordsteine setzen sich in Köln durch
14.05.2025: In Köln wurde ein Jahr lang eine innovative Alternative zur klassischen Ladesäule getestet: der Ladebordstein. Diese smarte Lösung von Rheinmetall kombiniert Funktionalität mit städtebaulicher Zurückhaltung und integriert sich nahezu unsichtbar in bestehende Straßeninfrastruktur. Das Pilotprojekt, das in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln und der Rheinenergie-Tochter TankE GmbH durchgeführt wurde, sollte zeigen, ob diese neue Form der Ladestation im Alltag funktioniert – und genau das ist gelungen.
Erfolgreicher Praxistest mit hoher Akzeptanz
Während des einjährigen Testbetriebs kamen vier Ladebordsteine an zwei Standorten im Kölner Stadtteil Lindenthal zum Einsatz. Insgesamt wurden dabei rund 2.800 Ladevorgänge registriert – das entspricht im Durchschnitt mehr als zwei Ladevorgängen pro Tag und Station.
Mit einer Verfügbarkeit von über 99 Prozent und einer Auslastung von 65 Prozent zeigte sich die Technologie bemerkenswert zuverlässig. Auch die Nutzerzufriedenheit kann sich sehen lassen: Eine begleitende Befragung von 100 Personen ergab eine durchschnittliche Bewertung von 4,38 von 5 Punkten. Besonders ältere Menschen, Frauen und Personen mit Mobilitätseinschränkungen beurteilten die Handhabung als positiv.
Technischer Fortschritt trifft urbane Bedürfnisse
Der Ladebordstein ist optisch unauffällig, nimmt nicht mehr Platz ein als ein gewöhnlicher Bordstein und benötigt keine zusätzlichen Elemente wie Poller oder Hinweisschilder. Dadurch bleibt das Stadtbild erhalten, und auch Verkehrswege für Fußgänger und Radfahrer bleiben ungestört.
Zudem ist die Technik robust: Die eingelassene Ladeeinheit ist laut Hersteller sowohl wetterfest als auch belastbar gegenüber dem Gewicht schwerer Fahrzeuge. Mit einer Ladeleistung von bis zu 22 kW (AC) bietet das System ausreichende Power für den urbanen Ladebedarf.
Erweiterungen bereits umgesetzt
Während der Testphase wurden mehrere Verbesserungen umgesetzt. So erhielt der Ladebereich eine optimierte Schutzvorrichtung gegen Schmutz, eine verbesserte Beleuchtung sowie eine Anti-Haft-Beschichtung.
Auch akustische Störungen wurden adressiert: Nach Rückmeldungen von Anwohnern wurden die Metallklappen gedämpft. Diese Weiterentwicklungen zeigen, dass der Hersteller auf Nutzerfeedback aktiv reagiert – ein wichtiger Schritt hin zur Alltagstauglichkeit im großen Maßstab.
Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland
In Deutschland sind derzeit viele öffentliche Ladesäulen für Elektroautos nur schwach ausgelastet. Im zweiten Halbjahr 2024 waren laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Schnitt lediglich 17 Prozent der Ladepunkte zeitgleich belegt – in manchen Regionen sogar nur drei Prozent.
Einer Analyse zufolge wird rund ein Viertel der Ladepunkte gar nicht genutzt. Trotz des deutlichen Zuwachses an Ladeinfrastruktur – allein Anfang 2025 zählte die Bundesnetzagentur über 160.000 Ladepunkte, davon über 36.000 Schnelllader – bremst der schleppende Anstieg der E-Auto-Zahlen die tatsächliche Nutzung. Nur jeder fünfte Ladepunkt wird überdurchschnittlich genutzt, während der Rest weit unter seinen Kapazitäten bleibt.
Anreize für Kauf von E‑Autos gefordert
Angesichts dieser Entwicklung hat etwa der Energieversorger EnBW sein Ausbauziel reduziert: Statt 30.000 will man bis 2030 nur noch 20.000 Ladepunkte errichten. Das Unternehmen betont jedoch, es handele sich um eine zeitliche Verschiebung, nicht um eine Abkehr vom Ausbau.
Die Energiewirtschaft fordert nun gezielte Anreize für den Kauf von E‑Autos statt pauschaler Förderungen für Ladeinfrastruktur. Denn Faktoren wie regionale Fahrzeugdichte, private Lademöglichkeiten und Ladeleistung beeinflussen die Auslastung stark. Für einen erfolgreichen Markthochlauf sei es entscheidend, die Nachfrage nach Stromern zu stärken – etwa durch bezahlbare Modelle und stabile politische Rahmenbedingungen.
Ladeinfrastruktur im Wandel: Ein Schritt in Richtung flächendeckende Versorgung
Angesichts des steigenden Bedarfs an E‑Lademöglichkeiten vor allem in dicht bebauten Stadtvierteln stellen Ladebordsteine eine vielversprechende Ergänzung zum bisherigen Infrastrukturmix dar.
Denn während viele konventionelle Ladesäulen Platz, Sichtachsen und Gehwege beeinträchtigen, bietet der Ladebordstein eine dezente Lösung. Die vergleichbaren oder sogar geringeren Installations- und Wartungskosten im Vergleich zu herkömmlichen Stationen sind ein weiterer Pluspunkt.
Prototyp von Rheinmetall geht in Serie
Nach der erfolgreichen Pilotphase erfolgt nun der Übergang in den Regelbetrieb. Rheinmetall sieht die Technologie als serienreif an und plant eine breitere Einführung.
Mit diesem Schritt könnten Ladebordsteine bald zum festen Bestandteil der urbanen Ladeinfrastruktur werden – nicht als Ersatz, sondern als kluge Ergänzung für beengte oder besonders sensible Standorte. So könnte Köln ein Vorreiter für andere Städte werden, die gleichermaßen nach praktischen und unauffälligen Lösungen suchen.