China: Solarenergie boomt, doch auch Kohle bleibt mächtig
15.09.2025: China befindet sich 2025 in einer entscheidenden Phase seiner Energiewende. Einerseits wächst die Nutzung von Solar- und Windkraft schneller als in jedem anderen Land der Welt. Andererseits bringt die Regierung in Peking so viele neue Kohlekraftwerke ans Netz wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr. Diese Doppelstrategie zeigt die enorme Bedeutung Chinas für die globale Klimapolitik.
Laut einer Studie des Forschungszentrums für Energie und saubere Luft (CREA) wurden im ersten Halbjahr 2025 neue Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 21 Gigawatt angeschlossen – der höchste Wert für diesen Zeitraum seit 2016. Für das Gesamtjahr erwarten Fachleute mehr als 80 Gigawatt. Damit bleibt Kohle ein wichtiger Bestandteil des Strommixes, auch wenn die Regierung offiziell den Kohleausstieg langfristig plant.
Rekordausbau bei Solarenergie in China
Besonders dynamisch entwickelt sich die Solarenergie. Experten rechnen allein 2025 mit mehr als 500 Gigawatt zusätzlicher Kapazität aus Wind- und Solaranlagen. Damit baut China über 25-mal so viel erneuerbare Energie wie Deutschland im gleichen Zeitraum. Vor allem Solarparks in Wüstenregionen, schwimmende Photovoltaikanlagen und kombinierte Projekte mit Landwirtschaft treiben das Wachstum an.
Die Auswirkungen zeigen sich bereits in den Emissionen: Laut einer Analyse des Fachportals Carbon Brief sanken Chinas CO₂-Emissionen im ersten Halbjahr 2025 um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Energiesektor, der größte Verursacher von Treibhausgasen, stieß sogar drei Prozent weniger CO₂ aus. Damit wird deutlich, wie stark der Ausbau erneuerbarer Energien inzwischen die Klimabilanz beeinflusst.
Kohlekraft als Rückhalt und Problemfaktor
Trotz des Solarbetriebs in Rekordhöhe bleibt die Abhängigkeit von Kohlekraftwerken groß. Peking genehmigte im ersten Halbjahr neue Projekte mit 25 Gigawatt, weitere 75 Gigawatt sind in Planung. Kohle dient als Rückversicherung, wenn Solar- und Windstrom nicht ausreichen. Doch viele Anlagen laufen nicht nur flexibel als Reserve, sondern konstant – was sowohl Emissionen als auch Investitionen in fossile Technologien hochhält.
Kritiker verweisen darauf, dass China bislang keine eindeutige Strategie für einen schrittweisen Kohleausstieg entwickelt hat. Zwar hat die Regierung zugesagt, spätestens 2030 den Höhepunkt der CO₂-Emissionen zu erreichen. Doch das systematische Abschalten alter Kohlekraftwerke verläuft deutlich langsamer als angekündigt.
Chinas Klimaziele bis 2060
Parallel investiert China so stark in grüne Technologien wie kein anderes Land. Nach Angaben von CREA trugen diese Investitionen 2024 bereits zu rund 40 Prozent des Wirtschaftswachstums bei. Dennoch stammt der überwiegende Teil des Stroms nach wie vor aus Kohle. Offiziell heißt es, dieser Parallelbetrieb sei notwendig, um die Versorgungssicherheit zu garantieren.
Langfristig hat sich die Volksrepublik verpflichtet, bis 2060 klimaneutral zu werden. Den Peak der CO₂-Emissionen will man spätestens 2030 erreichen – einige Berechnungen deuten sogar darauf hin, dass dieser Punkt schon überschritten sein könnte. Der entscheidende Faktor bleibt jedoch, wie schnell die Abhängigkeit von Kohle reduziert wird.
Solarenergie als Hoffnungsträger
China baut seine Rolle als globaler Vorreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien massiv aus. Mit Projekten in nie dagewesenem Umfang könnte das Land entscheidend zur weltweiten Energiewende beitragen. Doch solange gleichzeitig neue Kohlekraftwerke in großem Stil entstehen, bleibt die Klimabilanz zwiespältig.
Was China schafft, scheint sich in Deutschland gerade in eine entgegengesetzte Richtung zu entwickeln. Das ständige Zerren der neuen Wirtschaftsministerin Reiche (CDU) an den erneuerbaren Energien und deren Förderungen verunsichert die Branche und Endverbraucher zunehmend. Dabei gelten auch hierzulande Solarenergie und Wärmepumpen als die effektivsten und günstigsten Strom- und Heizquellen am Markt. Ob so die Klimaziele aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 erreicht werden, bleibt fraglich. Wer die Zeche zahlt, dürfte hingegen klar sein.