Breite Zustimmung: Mehr Solarthermie in Deutschland gewünscht
03.02.2025: Die Nutzung von Solarthermie bietet erhebliche Potenziale, insbesondere für die kommunalen Wärmenetze der Zukunft. Nachdem die Branche 2024 einen deutlichen Markteinbruch erlebte, hofft sie auf neue Impulse durch eine verstärkte politische Unterstützung nach der Bundestagswahl am 23. Februar 2025. Laut einer aktuellen Umfrage besteht eine große Zustimmung unter den Bürgern für den weiteren Ausbau der Solarthermie.
Einer Erhebung zur Bundestagswahl zufolge sprechen sich fast zwei Drittel der befragten Wahlberechtigten für eine Fortsetzung der Energiewende aus, zu der auch der Ausbau der Solarthermie zählt. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) betonte im Vorfeld der Bundestagswahl, dass klare politische Rahmenbedingungen entscheidend seien, um den Markt wieder anzukurbeln. Nach einem starken Absatzrückgang bei solarthermischen Anlagen im vergangenen Jahr hofft die Branche auf neue energiepolitische Weichenstellungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Mit einer stabileren Planungssicherheit könnte die Nachfrage wieder anziehen.
Deutlicher Marktrückgang bei Solar im Jahr 2024
Die Situation 2024 stellte sich als herausfordernd dar. Die Nachfrage nach Heizsystemen auf Basis erneuerbarer Energien ging deutlich zurück. Insgesamt wurden nur rund 26.000 neue Solarthermie-Anlagen installiert, was einem Rückgang von etwa 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Neben der Solarthermie verzeichneten auch andere Technologien wie Wärmepumpen und Pelletheizungen sinkende Verkaufszahlen, wie die Daten des BSW-Solar und des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zeigen.
Als Hauptgründe für diese Entwicklung gelten Unsicherheiten hinsichtlich der energiepolitischen Ausrichtung der künftigen Bundesregierung sowie das Abflauen der Energiekrise. Trotz dieses Rückgangs zeigen aktuelle Umfragen, dass eine klare Mehrheit der Bevölkerung an der Fortführung der Wärmewende interessiert ist. Laut einer YouGov-Befragung bekräftigten 63 Prozent der Wahlberechtigten ihre Unterstützung für den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien. Besonders hohe Zustimmungswerte wurden bei den Wählerinnen und Wählern der Grünen (86 %), der SPD (75 %), der Linken (73 %) sowie der CDU/CSU (70 %) und der FDP (69 %) gemessen.
Großes Potenzial für solarthermische Kraftwerke
Angesichts der hohen Bedeutung des Wärmesektors für die Klimapolitik fordert der BSW-Solar von allen Parteien ein klares Bekenntnis zur Energiewende. Die kommende Bundesregierung sollte in ihren ersten 100 Tagen konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Solarthermie als wesentlichen Bestandteil der nachhaltigen Energieversorgung zu stärken.
Untersuchungen des Fraunhofer ISE zeigen, dass solarthermische Kraftwerke bis 2045 eine jährliche Wärmeleistung von 45 bis 60 Terawattstunden (TWh) erbringen könnten. Dies wäre eine erhebliche Steigerung im Vergleich zur derzeitigen Produktion von rund 10 TWh pro Jahr.
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar, betont die Notwendigkeit einer sozialverträglichen und verlässlichen CO2-Bepreisung fossiler Energien. Zudem seien gezielte finanzielle Anreize essenziell, um den Ausbau erneuerbarer Energiesysteme sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich zu fördern. Der Verband hat dazu ein 10-Punkte-Papier mit konkreten Vorschlägen zur Optimierung bestehender Förderprogramme vorgelegt.
Kommunale Wärmenetze als Motor der nachhaltigen Energieversorgung
Die Solarbranche ist zuversichtlich, dass sich die Rahmenbedingungen für die Solarthermie verbessern könnten. Besonders im Fokus stehen dabei kommunale Wärmenetze, die in den kommenden Jahren eine zunehmend wichtige Rolle spielen dürften. Eine Umfrage von YouGov im Auftrag des BSW-Solar zeigt, dass vier von zehn privaten Immobilieneigentümern eine Solarwärme-Anlage für Warmwasser oder Heizungsunterstützung in Betracht ziehen oder bereits konkrete Pläne dafür haben.
Ein besonderer Wachstumsimpuls wird durch große Solarthermie-Kraftwerke erwartet, die Nah- und Fernwärmenetze speisen. Laut BSW-Solar wird die zweite Hälfte der 2020er Jahre entscheidend sein, da viele Kommunen bis dahin ihre gesetzlich vorgeschriebenen Wärmeplanungen abgeschlossen haben. Angesichts von Produktionskosten von nur rund 5 Cent pro Kilowattstunde erscheint Solarwärme als attraktive Lösung für viele Städte und Gemeinden.
Aktuell sind laut dem Forschungsinstitut Solites etwa 60 Solarthermie-Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehr als 100 Megawatt in Deutschland in Betrieb. 13 weitere Projekte befinden sich in Planung oder im Bau und sollen die Kapazität nach ihrer Fertigstellung nahezu verdoppeln. Um den Ausbau dieser Technologie zu beschleunigen, fordert der BSW-Solar eine schnellere Genehmigungspraxis und eine rechtliche Bevorzugung der Solarthermie im Baurecht.