Blackout in Spanien und Portugal: Untersuchungsergebnisse liegen vor

Blackout19.06.2025: Am 28. April 2025 kam es in großen Teilen auf der Iberischen Halbinsel zu einem beispiellosen Stromausfall. Innerhalb weniger Sekunden brach die Energieversorgung in Spanien und Portugal fast vollständig zusammen. Erst jetzt, mehrere Wochen nach dem Ereignis, liegt ein offizieller Untersuchungsbericht vor, der die Ursachen beleuchtet – jedoch nicht alle offenen Fragen beantwortet.

Laut Spaniens Vizeregierungschefin und Umweltministerin Sara Aagesen begann die Kette der Ereignisse mit einem plötzlichen Spannungsanstieg im europäischen Stromnetz, der zu einem Ausfall zahlreicher Kraftwerke im Süden und in der Mitte Spaniens und zu sogenannten Schutzabschaltungen führte. Diese Abschaltungen seien teilweise regelwidrig gewesen und hätten die Situation zusätzlich verschärft. Ein Cyberangriff als Ursache wurde ausgeschlossen.

Fehlerhafte Planung und mangelnde Koordination

Ein zentrales Problem war offenbar die unzureichende Vorbereitung durch den Netzbetreiber Red Eléctrica de España (REE). Dieser hatte die Energieproduktion für den Tag des Vorfalls nicht ausreichend mit stabilisierenden Kraftwerken geplant. Anlagen wie Gas- oder Wasserkraftwerke, die mit rotierenden Turbinen arbeiten und Netzschwankungen kurzfristig ausgleichen können, waren unterrepräsentiert. Stattdessen stammten fast 60 Prozent des Stroms aus Solaranlagen und weitere 13 Prozent aus Windkraft – beides Technologien, die ohne spezielle Technik kaum zur Netzstabilität beitragen.

Doch auch Betreiber klassischer Kraftwerke werden kritisiert. Einige hätten ihre Verpflichtungen zur Spannungsregelung nicht erfüllt, obwohl sie dafür bezahlt wurden. In mehreren Fällen trennten sich Kraftwerke eigenmächtig vom Netz oder waren trotz Anmeldung nicht einsatzbereit. Damit versagten sowohl Netzplanung als auch die operative Umsetzung – ein Zusammenspiel aus fehlender Abstimmung, unklaren Verantwortlichkeiten und mangelnder Transparenz.

Technische Anforderungen wachsen mit dem Wandel

Mit dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien ändern sich die technischen Rahmenbedingungen und die Funktionsweise der Stromnetze grundlegend. Die Untersuchung zeigt deutlich, dass technische Einrichtungen zur Spannungsregelung und Netzsynchronisierung nicht im erforderlichen Umfang vorhanden waren. Unter den zehn vorgesehenen Kraftwerken zur Stabilisierung erfüllte keines die Anforderungen vollständig. In Zukunft müssen deshalb Synchronkondensatoren, intelligente Wechselrichter und Batteriespeicher eine stärkere Rolle übernehmen.

Solche Technologien können klassische Turbinen in ihrer stabilisierenden Funktion teilweise ersetzen. Batteriesysteme sind besonders wertvoll, da sie binnen Millisekunden reagieren und so Spannungsspitzen effektiv abfedern können. Trotzdem bleibt der Bedarf an besser planbaren, regelbaren Energiequellen bestehen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Empfehlungen der Untersuchungskommission

Der Bericht der Untersuchungskommission enthält klare Handlungsempfehlungen: Es braucht bessere Kontrolle und klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten im Stromsystem. Auch müssen Investitionen in netzstabilisierende Technik deutlich steigen. Ein zentraler Punkt ist zudem die Verbesserung der Anbindung an das kontinentaleuropäische Stromnetz, insbesondere nach Frankreich. Bislang ist die Iberische Halbinsel weitgehend stromtechnisch isoliert und auf ihre eigenen Ressourcen angewiesen.

Auch wenn der Bericht viele technische Details klärt, bleibt die Verantwortung für das fehlerhafte Verhalten einiger Betreiber bislang unbenannt. Namen wurden nicht veröffentlicht, doch es ist davon auszugehen, dass die größten Energieunternehmen Spaniens betroffen sind – darunter Iberdrola, Endesa, Naturgy und EDP. Der Stromausfall war ein Weckruf: Für ein sicheres, zukunftsfähiges Netz müssen alle Akteure besser zusammenarbeiten – und investieren.

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