Habeck wirbt für neue Vermarktungsmodelle hin zu flexiblen Tarifen

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen)

22.01.2025: Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet voran – ein positiver Trend. Im Hinblick auf das deutsche Stromnetz zeigen sich jedoch Schwächen. Der Ausbau des Netzes hinkt vor allem im Süden der Republik dem produzierten Strom aus Photovoltaik und Windkraftanlagen im Norden hinterher. Es fehlt an Leitungen, um den überschüssigen Strom von Nord nach Süd zu transportieren. Infolgedessen entstehen Kosten in Milliardenhöhe, die sich auf die Strompreise auswirken.

Die Stabilisierung des deutschen Stromnetzes wird nach Einschätzung der Energiebranche in den kommenden Jahren weitere Milliarden kosten. Der Bau der beiden Stromtrassen SuedLink und SuedOstLink verzögert sich seit Jahren, weshalb die Kapazität der vorhandenen Stromleitungen nicht ausreicht. Im Norden müssen günstig produzierende Ökostromanlagen abgeriegelt werden, damit das Netz nicht verstopft. Im Süden fährt man konventionelle Kraftwerke hoch, die teuren Strom erzeugen. Die Zeche zahlt der Verbraucher. Vor allem jene, die keinen eigenen Strom produzieren.

Attraktive Einspeisevergütungen für Photovoltaikanlagen

Um private Photovoltaikanlagen zu fördern, wurde die Einspeisevergütung für Solarstrom eingeführt. Besitzer von Photovoltaikanlagen erhalten für den ins Netz eingespeisten Strom eine festgelegte Vergütung, unabhängig vom tatsächlichen Marktwert des Stroms.

Zwischen den Jahren 2000 und 2001 lag diese Vergütung bei 50,62 Cent pro Kilowattstunde, die für eine Laufzeit von 20 Jahren garantiert wurde. Bis 2008 reduzierte sich die Einspeisevergütung auf 46,75 Cent pro Kilowattstunde, ebenfalls mit einer Garantie über 20 Jahre. Das bedeutet, dass Anlagen, die in diesem Zeitraum installiert wurden, auch heute noch 46,75 Cent pro eingespeister Kilowattstunde erhalten.

Neue Regelungen zur Einspeisevergütung für Solaranlagen seit 2024

Seit dem 1. Februar 2024 wird die Einspeisevergütung (EEG-Vergütung) für Solarstrom halbjährlich um 1 % reduziert. Diese Anpassung soll die Förderkosten senken und gleichzeitig die Installation neuer Photovoltaikanlagen fördern. Bestehende Anlagen profitieren weiterhin von einer festen Vergütung über 20 Jahre. Für Solaranlagen, die nach dem 1. Februar 2024 ans Netz gehen, sinkt die Vergütung durch die 1-%-Regelung schrittweise, bleibt jedoch ab Inbetriebnahme für 20 Jahre unverändert.

Vergütungssätze seit 1. August 2024:

  • 0,0803 Euro/kWh für Anlagen bis zu 10 kWp
  • 0,0695 Euro/kWh für Anlagen zwischen 10 und 40 kWp
  • 0,0568 Euro/kWh für Anlagen mit 40 bis 1.000 kWp

Habeck wirbt für neue Vermarktungsmodelle

Im Gespräch mit der Passauer Neuen Presse (PNP) plädierte der noch amtierende Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidat der Partei Bündnis 90/Die Grünen, Robert Habeck, erneut für ein zügiges Ende der EEG-Vergütung. „Wir brauchen eine bessere Vermarktungslösung. Wer Strom ständig in ein überlastetes Netz einspeist, erhält dann weniger Geld – das ist Marktwirtschaft“, erklärte Habeck.

Er schlägt vor, die garantierten Preise zu senken, um überschüssigen Strom verstärkt für den späteren Verbrauch zu speichern. „Das erfordert ein Umdenken: Weg von konstanten Strompreisen hin zu flexiblen Tarifen“, erklärte der Grünen-Politiker und betonte, dass südausgerichtete Solaranlagen weniger lukrativ werden sollen, um mehr Stromspeicherung und Nutzung zu fördern. Dies würde auch die Stromproduktion durch Solaranlagen diversifizieren, da Betreiber ihre Module stärker nach Osten und Westen ausrichten könnten, um Erträge zu Zeiten mit höherer Nachfrage zu maximieren. Ob diese Maßnahmen auch für bestehende Anlagen gelten sollen, ließ Habeck offen.

Strompreiszonen Nord und Süd: im Westen und Süden droht Strompreisschock

Habeck nutzte das Interview auch, um Bayerns Energiepolitik zu rügen. Im Hinblick auf die geplante Entscheidung der Europäischen Union (EU) im Jahr 2025, Deutschland in zwei Strompreiszonen aufzuteilen, sagte Habeck: „Der Norden zahlt höhere Strompreise – aus Solidarität mit Bayern.“ Während der Norden und Osten von niedrigeren Preisen profitieren könnten, drohen im Süden und Westen höhere Kosten mit gravierenden Folgen für die Wirtschaft.

Das sorge für Unmut, da Bayern die Energiewende lange verzögert habe. Dennoch sprach sich Habeck für den Erhalt einer einheitlichen Strompreiszone aus, warnte jedoch vor wachsendem Ärger im Norden, sollte Bayern seiner Verantwortung weiterhin nicht gerecht werden. Der Strommarkt unterliegt in den kommenden Jahren tiefgreifenden Veränderungen. Die mögliche Abschaffung der EEG-Vergütung wirft große Fragen auf – insbesondere, ob auch bestehende Anlagen von den Änderungen betroffen sein werden.

Der Süden und Westen des Landes wäre gut damit beraten, nicht nur das Stromnetz auszubauen, sondern auch mehr Geld in Solarenergie und Windkraftanlagen fließen zu lassen. Zumindest privaten Endverbrauchern und Unternehmen steht die Entscheidung frei, eigenen Strom zu erzeugen und dadurch die eigenen Kosten zu senken.

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